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Kunsthochschulen: Interne Strukturanalyse und Entwurf
einer projektorientierten Organisation
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In: Oswald Oberhuber / M. Wagner / G. Figlhuber / F.
Kadrnoska / Ch. Reder (Hg.): Neuorientierung von Kunsthochschulen.
Redaktion: Christian Reder. Falter Verlag, Wien 1985
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Herausgegeben
vom Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
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Konzepte und Diskussionsbeiträge zur Reform von
Kunsthochschulen
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(AUSZUG)
Projektteil III: Organisationsmodelle für eine Neuorientierung
Christian Reder
Interne Strukturanalyse und Entwurf einer projektorientierten
Organisation
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Zusammenfassung der Ergebnisse |
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Aktionskatalog |
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Auftrag und Vorgehen |
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1. |
Neuorientierung der Organisation |
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1.1 |
Organisationsaufbau |
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1.2 |
Planungs- und Steuerungssystem |
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1.3 |
Praxis der internen Kooperation |
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1.4 |
Personalsituation |
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1.5 |
Projektorientierte Organisation |
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2. |
Ausbau der externen Kooperation |
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2.1 |
Bisherige Kooperationsvorhaben |
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2.2 |
Falldarstellungen |
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2.3 |
Projektagentur |
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CHRISTIAN REDER
INTERNE STRUKTURANALYSE UND ENTWURF EINER PROJEKTORIENTIERTEN
ORGANISATION
Zusammenfassung der Ergebnisse
(1) Erst durch eine grundlegende - rechtlich und organisatorisch
verankerte - Neuorientierung der Hochschule können Perspektiven
erschlossen werden, die deutlich von der unbefriedigenden
gegenwärtigen Situation abweichen. Mit bloßen Einzelmaßnahmen,
wie etwa der isolierten Neugründung einer Institution
zur Förderung von Auftragsarbeiten, kann keine breite
Aktivierung erreicht werden. Das Hochschulgeschehen bliebe
weiterhin von kleinlichen Verwaltungsregeln und der jeweils
herrschenden Personalkonstellation abhängig.
(2) Die Hochschule braucht einen wesentlich höheren
Grad an Selbständigkeit, also jene Kompetenzen und Betriebssysteme,
die Organisationen mit eine. vergleichbaren Aufgabenvolumen
für eine verantwortliche Betriebsführung beanspruchen
müssen. Organisationstechnisch ist ein neu gewichtetes,
vertikales Zusammenwirken durchaus in geeigneter Form regelbar,
wenn die politische Bereitschaft besteht, vom direkten "Hineinregieren"
und "Hineinadministrieren" abzugehen.
(3) Voraussetzung ist eine entsprechende Transparenz des
Betriebsgeschehens. Die Steuerung über Verfahrensregeln
und eine Fülle von Einzelgenehmigungen muß durch
ein neues Budgetierungssystem, durch Delegation und Rahmenrichtlinien
ersetzt werden. Erst bei einer weitergehenden Dispositionsfreiheit
in bezug auf Kostenfaktoren erhöhen sich Entscheidungsfreudigkeit,
Autonomiegrad und Flexibilität.
(4) Dazu ist die Herauslösung des Hochschulbudgets aus
der Kameralistik und der Aufbau eines betrieblichen Rechnungswesens
notwendig, das es ermöglicht, Finanzplanung und Finanzgebarung,
Bereichsbudgets für Personal- und Sachkosten, Projektbudgets
und eine KostensteIlen- und Kostenträgerrechnung zu adäquaten
Instrumenten der Betriebssteuerung und der Aufsichts- und
Kontrollorgane zu entwickeln.
(5) Damit wäre auf der Kostenseite laufend ein hoher
Informationsstand gegeben, als aussagekräftige Basis
der planenden und der durchführenden Hochschulpolitik.
Derzeit verfügt keine Stelle kontinuierlich über
umfassende und aufgeschlüsselte Kosteninformationen.
Mit einem, den erreichten Standards in anderen Organisationen
entsprechenden Planungs- und Budgetierungssystem würde
auf allen Entscheidungs- und Mitbestimmungsebenen eine aktivere
und konkretere Willensbildung herausgefordert. Demokratische
Strukturen brauchen Informationstransparenz.
(6) Die von der Arbeitsgruppe "Neuorientierung"
geforderte generelle Umstellung auf zeitlich limitierte (verlängerbare)
Personalverträge würde auch auf dem Personalsektor
jene Beweglichkeit ermöglichen, über die das Lehrangebot
laufend angereichert werden kann. Gerade auf einer Kunsthochschule
dürfte dessen Breite und Aktualität wichtiger sein,
als eine starr festgeschriebene personelle Kontinuität.
(7) Wenn die betrieblichen Systeme und Strukturen in einer
Weise ausgestaltet sind, daß die personelle und kostenmäßige
Entwicklung jedes Arbeitsbereiches zum Gegenstand der Entscheidungs-
und Planungsprozesse werden kann, so ergeben sich daraus wesentlich
erweiterte Gestaltungsmöglichkeiten. Die Begründbarkeit
von Maßnahmen erhält einen hohen Stellenwert. Mit
dem allgemeinen Informationsgrad und einer größeren
Dispositionsfreiheit werden die Mitwirkungsbereitschaft und
das Kostenbewußtsein steigen. Letzteres wird derzeit
durch die Ausrichtung auf einen der Form nach richtigen Verbrauch
zugeteilter Mittel, durch ungeeignete Verfahrensvorschriften
oder die Ablieferungspflicht von Eigeneinnahrnen in sinnloser
Weise untergraben.
(8) Aufbau und Abläufe der hochschulinternen Arbeit
sollten nach den ausgeführten Grundsätzen einer
spezifisch für die Hochschule konzipierten "Projektorientierten
Organisation" weiterentwickelt werden.
Deren Schwerpunkte sind:
Konsequente Abgrenzung der Daueraufgaben vom auszuweitenden
Bereich (abschließbarer) Projekte und Projektstudien
Ausrichtung von Arbeitsweise und Arbeitssystemen auf
diese inhaltliche Trennung
Stärkung der Leitungsinstanzen der Hochschule,
Erweiterung der Funktion des Rektors zu einem Direktorium
Reorganisation der Hochschulverwaltung zu einem kompakt
und leistungsfähig strukturierten Bereich "Zentrale
Dienste", der die anderen internen Stellen administrativ
unterstützt und Serviceleistungen erstellt (Abwicklung,
Organisationssysteme, Informationswesen)
Ausbau allgemein zugänglicher Einrichtungen,
wie Zentralwerkstätten, Ateliers, Studios, Bibliothek
zu einem gut ausgestatteten "Studio-Bereich"
Ausrichtung der Systementwicklung (Rechnungs-, Informations-
und Berichtswesen, Organisationsregelungen), der Arbeitsweise,
der Planungsarbeit und der Entscheidungsfindung auf die Erfordernisse
der Verselbständigung und der Projektorientierung.
(9) Mit dem Ausbau und einer konsequent organisierten Unterstützung
von Projektarbeit sollen Strukturen gefördert werden,
in denen eine (bereichsübergreifende) Teamarbeit geeignete
Voraussetzungen findet. Jetzt sind projektähnliche Vorhaben
fast durchwegs Nebenaufgaben. Damit den Besonderheiten künstlerischer
und experimenteller Arbeitsweisen entsprochen wird, ist eine
Bandbreite von professionell vorgeplanten bis hin zu sehr
offen gestalteten Formen vorzusehen. Im einen Fall sind die
(teilamtlichen) Projektleiter ergebnis- und budgetverantwortlich,
in anderen Fällen werden sie eine, bis hin zu. bloßen
Beobachterstatus reduzierte Funktion haben.
(10) Der über Zahlen und Einzelfakten meist nur unbefriedigend
abschätzbare Bereich wissenschaftlich-künstlerischer
Arbeitsergebnisse kann über Projektresultate, -berichte
und -budgets einer kontinuierlichen Selbst- und Fremdbeurteilung
zugänglicher gemacht werden. Eine strukturierte Projektarbeit
wirkt integrierend.
(11) Den Ausbau und die Abwicklung externer Kooperationsprojekte
soll eine hochschulinterne "Projektagentur" fördern,
die gegebenenfalls auch über eine eigene Durchführungsgesellschaft
verfügt (vgl. Kadrnoska, Modellvariante 5.1 und 5.2).
Sie soll in der obersten Leitungsinstanz (Direktorium) verankert
sein und alle jene Dienstleistungen erstellen, die für
eine konkurrenzfähige Abwicklung von Auftragsarbeiten
Voraussetzung sind (Akquisition, Beratung, Vertragswesen,
kommerzielle Verwertung, Marktinformationen, technische Informationen,
etc.). Vorbedingung für ihre Leistungsfähigkeit
sind entsprechende Kompetenzregelungen, eine Dispositionsfreiheit,
Projektbudgets, Neuregelungen bezüglich Urheber- und
Verwertungsrechten, internem Kostenersatz oder Honorierung
von Projektmitarbeit.
(12) Externe Kooperationsprojekte sind im Rahmen der vorliegenden
Konzeption bloß Spezialfälle einer generellen Projektorientierung,
denen wegen der Praxiskontakte, der direkten Gestaltungsmöglichkeit,
der Außenwirkung der Hochschule und der Erwirtschaftung
von Eigenmitteln eine besonders konzentrierte, in der Arbeitsstruktur
verankerte Unterstützung zukommen muß. Wird dies
realisiert, so kommt es arbeitsmäßig zu einer deutlichen
Öffnung der Hochschule, zu einer engeren Verflechtung
mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Und dort, wo eine
Distanz zu dieser Realität (und zu einer Kommerzialisierung)
notwendig ist, läßt sich eine entsprechende Abschirmung
festlegen.
Bei einer generellen Projektorientierung treten solche grundlegenden
Fragestellungen kontinuierlich und offen auf. Die Transparenz
des Betriebssystems erleichtert eine fundierte und breite
Willensbildung - ohne daß sich erneut Bürokratisierungstendenzen
durchsetzen können.
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Aktionskatalog
Aktionskatalog
Eine Realisierung der vorgeschlagenen Konzeption erfordert
folgende - nach vorbereitenden, kurzfristigen und nach grundlegenden,
längerfristigen unterteilte - Maßnahmen:
Kurzfristig
(1) Sicherung eines entsprechenden Stellenwertes interner
und externer Projekte durch kontinuierliche Behandlung von
Status- und Planungsberichten in den Kollegien (Protokollierung
von Vorhaben, Terminen, Ergebnissen, Verantwortlichen)
(2) Ausarbeitung von Richtlinien (Empfehlungen) für
die Projektarbeit im Rahmen der gegenwärtigen Organisation
(Ankündigung, Berichtswesen, Ergebnisbeurteilung, Terminplanung,
Budgetierung und Abrechnung , Projektleitung, etc.)
(3) Neuregelung der internen Projektinformation (Aushänge,
Rundschreiben, Erweiterung der jährlichen Tätigkeitsberichte,
Aufbau einer Projektdokumentation und einer Kundenkartei)
(4) Herausgabe von Informationspapieren und/oder Veranstaltung
von Seminaren über Varianten und Zweck einer konsequenteren
Projektorganisation
(5) ErsteIlung eines Leistungskataloges und Darstellung der
technischen und fachlichen Möglichkeiten der Hochschule
zur Information externer Auftraggeber (Broschüre, Fach-
und Branchenveranstaltungen, Ausstellungen, Hausführungen)
(6) Klärung von Rechtsfragen (schriftliche Vertragserrichtung
bei Auftragsarbeiten nach § 35 Abs.8 KHOG (Kunsthochschul-Organisationsgesetz)
und § 15 Abs. 2 FOG (Forschungsorganisationsgesetz);
Verwertung von Diplom-, Wettbewerbs- und Auftragsarbeiten;
Urheberrecht, Musterschutz, Patentrechte, Lizenzgebühren,
Steuerfragen)
(7) Ausarbeitung von Musterverträgen, Standards für
Wettbewerbsausschreibungen
(8) Organisation einer internen und externen Rechtsberatung
(9) Ausarbeitung von Rahmenvereinbarungen mit "Dauer-Partnern",
wie dem Kunsthistorischen Museum, dem Punzierungsamt, etc.
Über Art und Umfang entgeltlicher oder kostenloser Leistungen,
Versicherungsfragen und Einzelpunkte (wie den offenbar oft
fahrlässigen Transport von Wertgegenständen)
(10) Neuregelung der Honorierung und des Kostenersatzes bei
externen Projekten (Standardkalkulationen, kostenlose/kostenpflichtige
Leistungen, Pauschalabgeltungen/ kalkulierte Verrechnungspreise,
Honorierung von Projektmitarbeitern)
(11) Erfassung des "privatwirtschaftlichen" Leistungspotentials
von Hochschulangehörigen, Absolventen und externen Fachleuten
als Grundlage ihrer allfälligen Einbeziehung in Auftragsarbeiten
der Hochschule (Architekten, Designer, Grafiker, Modedesigner,
Wissenschaftler, Ökonomen, Produktionstechniker, etc.)
(12) Realisierung von - begleitend beratenen - Modellfällen
für Projektstudien und externe Kooperationen
(13) Institutionalisierung einer gemeinsamen und nachfassenden
Projektbeurteilung durch Auftraggeber- und Hochschulvertreter
als Basis einer fundierten Erfahrungsauswertung ("Stärken-Schwächen-Profil",
Produktions- und Markterfolge, etc.)
(14) Planung und Abrechnung von Projektbudgets - und nach
Möglichkeit auch von Bereichsbudgets mit Sach- und Personalkosten
- als Erweiterung der kameralistischen Buchführung und
als Vorbereitungsphase für die Handhabung eines neugestalteten
Rechnungswesens.
(15) Schrittweise Intensivierung der Kosteninformation zur
stärkeren Vermittlung von Kostenbewußtsein und
Budgetdenken als Voraussetzung einer anzustrebenden, stärker
verankerten Autonomie
(16) Detaillierung der Kritik an bestehenden Verfahrensvorschriften
und Präzisierung kurz- und längerfristiger Veränderungsvorschläge
(17) Ausbau der internen - formellen und informellen - Koordination
durch Präzisierung von Zuständigkeiten, Terminen
und Projekten; Verwertung der Analyse der Gesamtkollegiumssitzungen
als Impuls für die Akzentsetzung bei der Themenbehandlung,
für die Koordination und die Projektorientierung (Protokollierung)
(18) Präzisierung der im Personalbereich anzustrebenden
Struktur (Funktions- und Gehaltsdifferenzierung, Vertragsfristen,
Detaillierung eines neuen Leitungsmodells für Gastprofessur-Klassen,
Zeiteinsatz, Anforderungen an das Verwaltungspersonal)
(19) Interne Konzeption einer Politik gegenüber "Nebenbeschäftigungen"
und der Koordinierung des Zeiteinsatzes an der Hochschule
(20) Reorganisation der Zentralwerkstätten und Neuregelung
der Personalverträge für diesen Bereich
(21) Ausarbeitung von Minimalanforderungen an das interne
Berichtswesen (insbes. Jahresberichte) und des Procederes
bei Nichtbeteiligung (z. B. Protokollierung)
(22) Erstellung eines Ideenkataloges zur allgemeinen Intensivierung
der internen Information (Mitteilungen, Aushänge, internes
Veranstaltungsprogramm, interne Diskussionen, Tätigkeitsberichte,
Berichte über Absolventen, Einführung neuer Mitarbeiter;
ggf. Erweiterung des jährlichen Studienführers um
umfassende Darstellungen der Hochschulaktivitäten, um
Statistiken, Kennziffern , Pojektdarstellungen, Medienberichte,
individuelle Aktivitäten des Lehrpersonals, etc.)
(23) Intensivierung der mehrfach geforderten thematischen
und theoretischen Auseinandersetzung (Veranstaltungen, Vorträge,
Skripten, Schriftenreihe)
(24) Erstellung eines Ideen-Kataloges zur weiteren Förderung
der Identifikation mit der Hochschule (dazu geäußerte
Punkte: bauliche Maßnahmen, Veranstaltungsräume,
innere Ausgestaltung, Fassadenaktionen, neue Formen für
interne Veranstaltungen, Räumlichkeiten für Gäste
und deren Bewirtung, Ausgestaltung der Mensa, Hauszeitschrift;
Neugestaltung der Urkunden, des Hochschulsignets, des Studienführers)
Längerfristig
(25) Inhaltliche, budget- und verfahrensrechtliche Abgrenzung
der anzustrebenden faktischen Hochschulautonomie mit dem Ziel
einer längerfristig tragfähigen Kompetenzaufteilung
zwischen dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
und den Leitungsinstanzen der Hochschule
(26) Abkoppelung vom starren kameralistischen Budgetsystem
und Übergehen zu einem modernen, neu gegliederten Budgetierungs-
und Buchführungssystem als Grundlage einer erweiterten
Dispositionsfreiheit, echter Kostentransparenz und detaillierter
Rechenschaftslegung ("Gesamtetat")
(27) Realisierung der dafür notwendigen gesetzlichen
Änderungen
(28) Neuorientierung der Hochschulorganisation und der Durchführungsregelungen
auf die entwickelte Konzeption:
Aufsichtsorgane
Leitungsinstanzen (Direktorium)
Projektagentur
Zentrale Dienste (Administration)
Studio-Bereich (Werkstätten, Ateliers, Studios,
Bibliothek)
Abteilungen und Arbeitsbereiche
Interne und externe Projekte
(29) Präzisierung der administrativen Detailbestimmungen
für eine "Projektorientierte Organisation"
(30) Präzisierung der Detailbestimmungen für eine
inhaltliche Ausrichtung der Hochschulverwaltung als "Zentrale
Dienste", sowie der Zentralwerkstätten und anderer
Einrichtungen als dienstleistungsonentierter "Studio-Bereich"
(31) Maßnahmenprogramm für eine Weiterentwicklung
der administrativen "Zentralen Dienste" (Hochschulverwaltung)
im Rahmen eines neuen Rechnungswesens, der kommenden EDV-Entwicklung,
zu ändernder Verfahrensweisen, Änderungen bei den
Einkaufskompetenzen, einer betriebswirtschaftlichen Beratung
(anstelle der geplanten "Amtswirtschaftsstelle")
(32) Detailkonzept und Ausbauplan für den "Studio-Bereich"
(Zentralwerkstätten, technische Einrichtungen, etc.)
(33) Stufenplan und Funktionsprogramm für die langfristige
bauliche Entwicklung der Hochschule
(34) Neuregelung der Zusammenarbeit mit wichtigen Kooperationspartnern
(insbes. mit dem Museum für angewandte Kunst)
(35) Aufbau einer "Projektagentur" für eine
qualifizierte Unterstützung externer Projekte
(36) Einbindung der "Projektagentur" - sinngemäß
wie die "Zentralen Dienste" - in den betrieblichen
Entscheidungsprozeß, ggf. unter paralleler Einrichtung
einer Projektabwicklungsgesellschaft
(37) Präzisierung der diesbezüglichen Organisations-
und Verfahrensregeln, der personellen und materiellen Ausstattungserfordernisse
und der Kompetenzabgrenzung
(38) Prüfung, inwieweit die von der Arbeitsgruppe "Neuorientierung"
favorisierte hochschulinterne Eingliederung der "Projektagentur"
zur Sicherstellung einer entsprechenden Handlungsfreiheit
nicht zusätzlich noch die Gründung einer eigenen
Gesellschaft zweckmäßig macht
(39) Klärung von Rechts- und Steuerfragen im Zusammenhang
mit der Projektagentur
(40) Ausarbeitung eines Finanzierungskonzeptes für die
"Projektagentur" mit Budgetierung der Sach- und
Personalkosten und der mittelfristigen Umsatzerwartung
(41) Anpassung der bereits für die Überleitungsphase
geltenden projektorientierten Organisationsrichtlinien an
die definitiven Erfordernisse der "Projektagentur"
(Informationspflicht, Beratungs- bzw. Projektleitungsfunktion,
Projektdokumentation, Markt-, Produkt- und Kundendaten, Preispolitik,
Kalkulationsstandards, Kostenersatz für die Hochschule,
Warenleistungen, zentrale Zahlungsabwicklung, gesonderte Honorierung
von Projektmitarbeitern, Verrechnungssätze, Sachkostenbelastung,
Fixkostenabgeltung, etc.)
(42) Ausarbeitung von grundsätzlichen Direktiven zur
Geschäftspolitik der "Projektagentur" (kostenlose/
kostenpflichtige Leistungen, Preisbildung gegenüber staatlichen
Stellen und der Wirtschaft, Aktivitätsschwerpunkte, Forschungsaufgaben,
Erweiterung zur Betriebsberatung, interne und externe Projektberichterstattung,
Leistungsdarstellung, Projektbeurteilung, etc.)
(43) Konzept für die Aufwertung und Projektorientierung
der Institute
(44) Stufenweise Realisierung einer Personalpolitik sowie
einer Gehaltsstruktur, die auf kurzfristigere Verträge
ausgerichtet sind (38% der HS-Professorenstellen sind derzeit
bereits für solche frei oder werden es bis 1990, bis
1995 trifft das auf 54% der Stellen zu)
(45) Neukonzeption der Vertragspolitik für den Mittelbau
und die administrativen Bereiche
(46) Präzisierung des vorgeschlagenen neuen Leitungsmodells
mit einem "Direktorium" und dessen Zusammenwirken
mit den Kollegien, den "Zentralen Diensten", dem
"Studio-Bereich" und der "Projektagentur"
(47) Ausarbeitung eines dieser Struktur entsprechenden Mitbestimmungsmodells
(48) Klärung der Rechtsfragen für die angestrebte
Ausbildungsreform
(49) Festlegung der Organisationsmaßnahmen, die für
die Realisierung des vorgeschlagenen Basisjahres (anstelle
der heutigen Aufnahmsprüfung) und der internen Durchlässigkeit
des auf vielfältige Wahlmöglichkeiten und Projektstudien
("projektorientiertes Lernen") ausgerichteten neuen
Ausbildungssystems notwendig sind
(50) Entwicklung von Szenarien für die längerfristige
Entwicklung von Inhalt und Struktur des Ausbildungsangebotes
(Klassen, Lehrgänge, Seminare, Institute, Schwerpunkte
für Projektprogramme)
Anmerkung:
Bis zur Drucklegung realisiert wurden im Sinne dieser Konzeption:
Neuregelungen für die Zentralwerkstätten;
Punkt (20)
eine Personalpolitik mit Priorität für Gastprofessuren;
Punkt (44)
Teilbereiche der neugeschaffenen Studienpläne;
Punkt (49)
Voraussetzungen für den Aufbau einer "Projektagentur"
im Rahmen
der neugeschaffenen Lehrkanzel für Kunst- und Wissenstransfer;
Punkt (35), (36)
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Auftrag und Vorgehen
Der vorliegende Endbericht "Interne Strukturanalyse
und Entwurf einer projektorientierten Organisation" ist
das Ergebnis des Teilprojektes III im Rahmen der Arbeiten
für eine "Neuorientierung der Hochschule für
angewandte Kunst". (Juni 1983 - August 1984).
Informationsgrundlage waren
die schriftlich vorliegenden und intern diskutierten
Ergebnisse der Teilprojekte I (Grundsätze der Neuorientierung
und Ausbildungsreform) und II (Aktivierung der Kooperation
mit Wirtschaftsunternehmen)
einschlägige gesetzliche Regelungen
hochschulinterne Akten, Dokumente, Aufstellungen
ausführliche Gespräche mit 18 Interviewpartnern.
Diese Gesprächspartner vertraten die Bereiche
Hochschulleitung
Hochschulverwaltung (Rektorat, Quästur, Kassa;
Archiv)
Architektur
Textil
Design
Keramik
Mode
Graphik
Schrift und Buchgestaltung
Kunstpädagogik
Nach ihrer Stellung gliedern sie sich in
4 Professoren
6 Angehörige des Mittelbaus
3 Studenten
4 Angehörige der Hochschulverwaltung
1 potentieller Auftraggeber
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1. Neuorientierung der Organisation
1.1 Organisationsaufbau
1.1 Organisationsaufbau
Nach dem Kunsthochschul-Organisationsgesetz (KHOG 1978) wird
der interne Organisationsaufbau von folgenden Einrichtungen
geprägt:
Akademische Behörden
Rektor
Gesamtkollegium
Abteilungsleiter
Abteilungskollegien
Hochschulkonvent
Lehr- und Forschungseinrichtungen
Klassen
ergänzende Lehrveranstaltungen
Institute
Veranstaltungen
Kurse und Lehrgänge
Der für vier Jahre gewählte Rektor
ist Leiter der Hochschule
vertritt sie nach außen
hat ihre Studieneinrichtungen zu koordinieren
und für die Einhaltung der für die Hochschule
geltenden Bestimmungen zu sorgen.
Er kann dem für zwei Jahre gewählten Rektor-Stellvertreter
einzelne seiner Amtspflichten zur Erledigung unter seiner
Verantwortung übertragen.
Unter der Leitung des Rektors
besorgt das Rektorat (Leitung: Rektoratsdirektor) die
Amtsgeschäfte der obersten akademischen Behörde
und die Quästur die Zahlungsgeschäfte.
Der autonome Wirkungsbereich des Gesamtkollegiums umfaßt
insbesondere
die Wahl des Rektors und Rektor-Stellvertreters
das Stellen von Anträgen betreffend Budget und
Dienstpostenplan, Neuregelungen bei Klassen und Instituten,
Aufnahme des nichtwissenschaftlichen und nichtkünstlerischen
Personals
Mitwirkung am Berufungsverfahren
Beschlußfassung über Studienangelegenheiten,
insbes. über den Veranstaltungsplan und ergänzende
Lehrveranstaltungen
Beschlußfassung über den Abschluß
unentgeltlicher Rechtsgeschäfte, wodurch die Hochschule
Vermögen und Rechte erwirbt und Verwaltung des so gewonnenen
Vermögens
Verfügung über die der Hochschule gewidmeten
Räumlichkeiten
Entgegennahme der Berichte des Rektors über die
Zuteilung und Verwendung der der Hochschule zugewiesenen Mittel.
Den für zwei Jahre gewählten Abteilungsleitern
(bzw. ihren Stellvertretern) obliegt die Durchführung
der Beschlüsse ihres Abteilungskollegiums, die Vertretung
der Abteilung im Gesamtkollegium und die Koordination der
Studieneinrichtungen innerhalb der Abteilung.
Der autonome Wirkungsbereich jedes Abteilungskollegiums umfaßt
insbesondere
Koordinierung der zugehörigen Studieneinrichtungen,
Erstellung der Studien- und Lehrpläne, Festsetzung der
Lehrveranstaltungen
Anträge an das Gesamtkollegium betreffend Neuregelung
bei Studieneinrichtungen der Abteilung
Ausschreibung freier Dienstposten der Abteilung und
Mitwirkung am
Berufungsverfahren
Vorschläge zur Budgetgestaltung an das Gesamtkollegium
und für die Verwendung zugewiesener Mittel an den Rektor
Verfügung über die zugewiesenen Räumlichkeiten
Beschlußfassung über den Abschluß
unentgeltlicher Rechtsgeschäfte, die die
Abteilung betreffen.
Der vom Rektor auf Verlangen des Gesamtkollegiums oder von
mehr als der Hälfte der an der Hochschule tätigen
Lehrer oder inskribierten Studenten einzuberufende Hochschulkonvent
kann Empfehlungen an das Gesamtkollegium erstatten, hat jedoch
in der Praxis keine Bedeutung.
Im Studienführer 1983/84 sind 45 von einander abgegrenzte
und in fünf Abteilungen zusammengefaßte Studieneinrichtungen,
sowie die Leitungs- und Verwaltungsorgane ausgewiesen. Der
organisatorische Aufbau wurde zwecks Übersichtlichkeit
grafisch dargestellt.
Siehe Darstellung "Organisationsstruktur", Seite
183
Mit Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten bilden die
derzeitigen Grundzüge des Organisationsaufbaus einen
geeigneten Rahmen:
durch die Gliederung in 5 Abteilungen bestehen überschaubare,
der internen Kommunikation und Kooperation förderliche
Bereiche
durch die Konzentration der Hochschulverwaltung existieren
strukturell günstige Voraussetzungen für eine Neuorientierung
des Verwaltungshandelns
für die bereichsübergreifende Willensbildung
und Entscheidungsfindung ist mit den Abteilungsleitern, Abteilungskollegien,
dem Gesamtkollegium und dem Rektor eine Mitbestimmungsmöglichkeit
verankert, die bei entsprechender Handhabung eine effiziente
und transparente Behandlung dezentraler und zentraler Initiativen
ermöglichen müßte
bei der internen Gliederung und Ausrichtung der Abteilungen
ist strukturell - also vorerst abgesehen von der Bindung an
bestehende Personalverträge, an Personal-, Stellenplan-
oder Budgetentscheidungen - offensichtlich ein ausreichendes
Maß an Flexibilität gewährleistet.
Vom Organisationsaufbau her müßte somit relativ
zügig durch Umgruppierungen und neue Angebote auf sich
ändernde - oder anhand neuer Schwerpunkte und Wirksamkeitsüberlegungen
konzipierte - Studienerfordernisse eingegangen werden können.
Die organisatorische Verflechtung der einzelnen Funktionsbereiche
ist vergleichsweise gering. Änderungen im Organisationsaufbau,
bei der Arbeits- und Kompetenzgliederung oder bei der Struktur
der Entscheidungsinstanzen sind daher aus der Sicht der Betriebsorganisation
ohne eine extensive, eine Vielzahl von Detailregelungen neufassende
Entwicklungsarbeit möglich. In erster Linie handelt es
sich dabei um einen politisch-rechtlichen Fragenkomplex, zu
dem im Rahmen einer Strukturanalyse Erkenntnisse und Erfahrungen
aus anderen Organisationen beigesteuert werden können.
Bei den folgenden Feststellungen und Überlegungen dazu
wird davon ausgegangen, daß theoretische, ideal-typische
Modelle bloß Impulse liefern können und nur die
kritische Beschäftigung mit den real gegebenen Bedingungen
zu Konzeptionen führt, die auf die konkreten Erfordernisse
abgestimmt sind. Objekt von Organisationsarbeit sind "Soziale
Systeme" (nicht bloß ihr formell regelbarer Bereich
als "Betrieb"). Es sollen zwar Regelungssysteme
verbessert bzw. neu formuliert werden, damit bei den Arbeitsbedingungen,
bei den Kosten-Nutzenrelationen der beim Ausgleich der Interessen
das verfügbare Potential aktiver und qualifizierter ausgeschöpft
werden kann, greifen werden sie jedoch erst dann, wenn dabei
der informelle Bereich, etwa die De-facto-Entscheidungsfindung
außerhalb der dafür vorgesehenen Instanzen, die
Motivationen oder die privaten beruflichen Interessen außerhalb
der Hochschule hinreichend miteinbezogen werden. Eine simple
"Rationalisierung" würde solchen Anforderungen
nicht gerecht werden. Es besteht die generelle Tendenz einer
Verlagerung von Arbeits- und Entscheidungsvorgängen aus
dem formell organisierten Sektor in den informellen Bereich.
Sie wird umso stärker, desto unbefriedigender die formellen
Regelungen sind und desto weniger ein Macht- oder Interessensausgleich
in transparenter leise kanalisiert werden kann. Die sich von
ihrem inhaltlichen Sinn ablösende Einhaltung von Formvorschriften
fördert eine Bürokratisierung und das Entstehen
einer "Schattenorganisation", die für die Aufrechterhaltung
der Funktionsfähigkeit unerläßlich wird, zugleich
aber die demokratische Forderung nach einem transparenten
Betriebsgeschehen untergräbt. In einer Hochschule, deren
"Leistung" nicht anhand überschaubarer Kriterien
bewertet oder gar bilanziert werden kann, fehlt noch dazu
ein letztlich integrierend wirkender Mechanismus, wie jener
der "Wirtschaftlichkeit". Für die Gestaltung
der Organisation bieten sich neben der Eliminierung feststellbarer
Behinderungen und Demotivierungsfaktoren vor allem Analogieschlüsse
an, über die Erfahrungen aus anderen Organisationen miteinbezogen
werden.
Die grundlegenden Arbeits- und Entscheidungsvorgänge
an der Hochschule werden derzeit primär gesetzlich (also
erst in zweiter Linie betriebsintern) geregelt und damit haben
zwangsläufig alle formalen, auf Einheitlichkeit gerichteten
politisch-rechtlichen Aspekte die dominierende Relevanz. Die
solche Rahmenbedingungen umsetzende Betriebsorganisation,
die für eine ausgewogene und durchdachte Gestaltung der
Vorgänge innerhalb des gesamten Arbeitssystems sorgen
sollte, hat demgegenüber nur einen vergleichsweise geringen
Stellenwert. Dabei ist es generell zweckmäßig,
neben einer kontinuierlichen Adaptierung, etappenweise auch
Vorhaben einer konzentrierten und umfassenden Organisationsentwicklung
durchzuführen, damit aus dem Betriebsgeschehen selbst
resultierende Anforderungen und Möglichkeiten eine entsprechende
Berücksichtigung finden.
Vorgelagerte, für die interne (und externe) Kooperation
problematische Strukturfragen der Aufbauorganisation sind
insbesonders
die starke De-jure- und/oder De-facto-Einbindung der
Hochschule in die ministerielle Verwaltung und deren Eigengesetzlichkeiten
(teils sehr langwierige Verfahren für Budget-, Personal-
oder Einzelbewilligungen, kameralistische Buchführung,
Dispositionsenge, vorprogrammierte "Bestrafung"
von Sparsamkeit durch Zwang zum bedarfsunabhängigen Verbrauch
zugeteilter Mittel, Ablieferungspflicht für Eigeneinnahmen,
hemmende verwaltungs- und nicht betriebsorientierte Formalismen,
etc.; Siehe dazu auch Abschnitt 1.2)
der tatsächliche derzeitige Inhalt der Hochschulautonomie
und seine künftige Entwicklung, die in engem Zusammenhang
mit den zugehörigen übergeordneten und internen
Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsystemen und der Verantwortungszuordnung
steht
die - im Vergleich zu "betrieblichen" Organisationen
ähnlicher Größenordnung (Personalstand, Budget,
Aktivitätsumfang) - derzeit als gering einzustufende
Entscheidungs- und Dispositionskompetenz der Leitungsinstanzen
(Rektor, Kollegien, etc.)
der sehr hohe Stellenwert der informellen Entscheidungsvorbereitung
und Entscheidungsfindung, der die Transparenz und Funktionsfähigkeit
der formalen Organisation in Frage stellt und hochschulintern
wie auch im Umgang mit dem Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung (BMWF) vieles von den "Zufälligkeiten"
eingespielter persönlicher Kontakte abhängig macht
die auf Grund der allgemeinen Einbindung in das übergeordnete
Verwaltungssystem konventionell abwicklungsorientierte Ausrichtung
der Stellen der Hochschulverwaltung (sowie die in der Praxis
gegebene Doppelunterstellung unter Rektor, Rektoratsdirektor
und bei der Bibliothek unter das BMWF; wobei diesbezügliche
gesetzliche Änderungen zur Diskussion stehen)
die damit zusammenhängende unbefriedigende personelle
und funktionelle Ausstattung mit internen Dienstleistungs-
und Planungsstellen (organisatorische, betriebswirtschaftliche
und technische Beratung, Budgetanalysen, Koordinations- und
Planungsunterstützung)
die derzeit immer in Personalunion von Meisterklassen-
oder Lehrkanzel-Inhabern geleiteten Institute, deren Ausrichtung,
Aufgabenstellung und Ausstattung gerade im Hinblick auf eine
Erweiterung externer Kooperationen eine Aufwertung und eine
konsequentere Dienstleistungs-, Forschungs- und Entwicklungsorientierung
erfahren sollte
die derzeit ebenfalls immer in Personalunion geleiteten
5 Zentralwerkstätten ("Holz", "Metal/Guß
und Schmiede", "Metall/Kunststoff", "Graphik",
"Photographie"), für die im Rahmen betriebsorganisatorischer
Verbesserungen und einer praxisnäheren Ausbildung strukturell
und personell eine neue Lösung gefunden werden sollte
die Organisationsform und strukturelle Eingliederung
von externen und internen Projekten, die derzeit in der Regel
bloß als mitlaufende Nebenaufgaben eingestuft werden,
obwohl gerade sie bei einer Neuorientierung der Arbeitsweise
eine dominierende Rolle spielen müßten (Siehe dazu
auch Abschnitt 2).
Bezüglich der bei einer Analyse des Organisationsaufbaus
sofort ins Zentrum rückenden grundsätzlichen Strukturfrage
- der Form der Einbindung der Hochschule in die ministerielle
Verwaltung bzw. der Stärkung ihrer Autonomie unter Neugestaltung
der Beziehungen mit übergeordneten Instanzen - ist auch
auf latente, von Erfordernissen der Politik-Unisetzung und
flexibler Handlungsfähigkeit im Rahmen überschaubarer
Einheiten gespeiste Erkenntnisse zu verweisen, die in vielen
Bereichen der staatlichen Verwaltung die Verselbständigung
homogener, nicht auf ein "Verwalten" ausgerichteter
Funktionsbereiche als zweckmäßig erscheinen lassen.
Ansatzpunkte dafür sind vor allem die Beeinträchtigung
konkreter Verantwortlichkeiten durch ein "Hineinregieren"
und "Hineinadministrieren" einer Vielzahl übergeordneter
Stellen, die aus "betrieblicher" Sicht unbefriedigende
- und vielfach unhaltbare - Integration in die Kameralistik,
in die Budget- und Bewilligungsverfahren oder auch die Tendenzen
zu einer zunehmenden "Unregierbarkeit" infolge politisch
oft nur noch bedingt handhabbarer Strukturen. Durch eine Neuordnung
und Konzentration der Beziehungen zwischen über- und
nachgeordneten Instanzen mit dem Ziel, teilautonome Einheiten
zu schaffen, die über Aufsichtsinstanzen sowie neu gestaltete
Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsysteme mit den Trägerorganisationen
(wie etwa mit de. BMWF) verbunden sind, könne, sowohl
für die politischen Entscheidungen und Einflußnahmen,
als auch für die "betriebliche" Arbeit transparentere
und wirkungsvollere Strukturen geschaffen werden.
Bei staatlichen Wirtschaftsbetrieben ist dieser Weg längst
beschritten worden, sei es - um nur österreichische Beispiele
zu nennen - in Form der ÖIAG (Österr. Industrieverwaltungs
AG), der "Wiener Holding" (Wiener Allgemeine Beteiligungs-
u. Vewaltungsges.mbH.) oder der AUA. In - von Marktmechanismen
mehr oder minder stark abgeschirmten - staatlichen Dienstleistungsbereichen
haben sich die traditionellen Verwaltungssysteme länger
behauptet, es wurden aber auch für sie bereits vielfach
grundlegend neue Organisationsformen entwickelt. Ein Schritt
dazu ist etwa der "Krankenanstalten-Zusammenarbeitsfonds"
für die Krankenhausfinanzierung auf der Basis des neugeschaffenen
betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens für die österreichischen
Krankenhäuser. In Hamburg etwa ist man weitergegangen,
indem eine eigene kommunale Krankenhaus-Organisation gegründet
wurde, weil die direkte Eingliederung der 12 Krankenhäuser
in die Verwaltung als blockierend und entwicklungshemmend
empfunden worden war. Die ungesteuerte administrative Entwicklung
hatte u. a. zuvor dazu geführt, daß in den verschiedensten
Behörden insgesamt 282 Stellen mit Krankenhausagenden
befaßt waren.
Allein im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit ergeben
sich aus der Realität großer Organisationen Forderungen
nach Dezentralisation, Delegation und Konzentration von Informations-
und Entscheidungswegen, die auf politischer Ebene durch Vorstellungen
über anzustrebende Arbeitsbedingungen und Entscheidungsstrukturen
weiter zu konkretisieren sind. Die Förderung eines eigenverantwortlichen
- durch geeignete Organisationssysteme einer Selbst- und Fremdbeurteilung
zugänglich gemachten - Arbeitens könnte dabei als
übergreifende Zielvorstellung dienen.
Gerade eine Kunsthochschule erscheint als prädestiniert
dafür, auch bei den Arbeitsformen und ihrer Strukturierung
eine Pilotfunktion zu übernehmen, im Rahmen derer ein
Verwaltetwerden durch eine Verselbständigung abgelöst
wird und neue Konzeptionen erprobt werden.
Daß es bei einer zu simplen Verselbständigung
zu Fehlentwicklungen kommen kann, weil nicht für geeignete
Möglichkeiten einer Politik-Realisierung und einer Kontrolle
vorgesorgt wurde, dafür könnten etwa bestimmte Sachverhalte
bei den Autobahn- oder Elektrizitätsgesellschaften, bei
der AKPE (Allgemeines Krankenhaus Wien, Planungs- und Errichtungs-Aktiengesellschaft)
oder bei den Donaukraftwerken als Negativbeispiele dienen.
Allerdings ist auch festzuhalten, daß es ohne die Absonderung
von ursprünglich stärker integrierten Teilbereichen
fast in allen Bereichen der staatlichen Verwaltung zur Herausbildung
von ausgelagerten "Nebenorganisationen" kommt (Vereine,
Institute), über die bestimmte Maßnahmen flexibler
und rascher realisiert werden können.
Überlegungen zu einer "Neuorientierung" der
Hochschule stehen demnach in einem organisationstheoretischen
Zusammenhang mit internationalen Bestrebungen auf dem Gebiet
der Verwaltungsreform und mit seit längerem erkannten,
generellen Schwachstellen gegenwärtiger Strukturen.
Nach einem Eingehen auf das Planungs- und Steuerungssystem
(Abschnitt 1.2), die Praxis der internen Kooperation (Abschnitt
1.3) und die Personalsituation (Abschnitt 1.4) werden die
hier angeschnittenen Fragen des Organisationsaufbaus im Entwurf
einer "Projektorientierten Organisation, zusammenfassend
behandelt (Abschnitt 1.5).
Mit der Situation bei den externen Kooperationsprojekten
und den Ausbaumöglichkeiten befaßt sich der Abschnitt
2.
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oben
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1.2 Planungs- und Steuerungssystem
Hinsichtlich des Standes der "Systementwicklung"
bei der Ablauforganisation ist - wenn in anderen Bereichen
realisierte und in adaptierter Form übertragbare Lösungen
als Maßstab herangezogen werden - für die Situation
an der Hochschule festzustellen, daß
weder für einen hinreichend befriedigenden Grad
an betrieblicher Transparenz (vor allem bei der Kostenbewirtschaftung)
noch für eine adäquate Abstimmung zwischen
Informationssystem (i.w.S.) und Kompetenz- und Verantwortungszuordnung
oder für eine Eliminierung überflüssiger
Initiativ- und Effizienzbarrieren gesorgt ist.
Es bestehen starke Verbürokratisierungstendenzen, die
nur durch den hohen Stellenwert der informellen Kommunikation
teilweise wieder ausgeglichen werden können. Was bereits
als allgemeine Tendenz konstatiert wurde, nämlich die
Ablösung der faktischen Organisationswirklichkeit von
der formell vorgesehenen, wird im konkreten Fall der Hochschule
durch verschiedenste Symptome bestätigt. Selbst im Normalbetrieb,
deutlicher aber noch bei Sonderaktivitäten, ist eine
Abhängigkeit von direkten Kontakten unter Umgehung oder
Vernachlässigung von Formvorschriften gegeben. Eine aktive
hochschulinterne Politik ist in ihrem Erfolg sehr stark vom
verfügbaren Improvisationstalent abhängig. Würde
sich etwa die personelle Zusammensetzung der Leitungsorgane
in einer Weise ändern, die einen eher passiven "Dienst
nach Vorschrift" stärken würde, dann wären
die unverkennbar positiven Entwicklungen der letzten Jahre
gefährdet. Sie sind offensichtlich das Ergebnis latent
unkonventioneller Budgetverhandlungen, Personalberufungen
und Einzelaktivitäten, also nicht unmittelbar vom Organisationssystem
selbst getragen.
Bleibt aber - wie schon betont wurde - das Entwicklungsniveau
der betrieblichen Systeme zu weit hinter den effektiven Erfordernissen
einer initiativen Vorgehensweise zurück, so entfernen
sich die formelle und die informelle Ebene immer mehr von
einander; weder für die politische Realisierungsarbeit,
noch für die betriebliche Mitbestimmung oder ein verantwortliches
"Management" bestehen dann noch überschaubare
und handhabbare Strukturen. Das Positive am unkonventionellen
Umgang mit unbefriedigenden Regelungen schlägt leicht
in eine Etablierung von Verschleierungsmechanismen um.
Damit soll erneut der Zusammenhang zwischen Organisations-,
Planungs-, Steuerungs- und Kontrollsystemen einerseits und
die Kooperationsrealität zwischen Politik, Ministerialbürokratie
und Hochschule andererseits betont werden.
Beansprucht die Hochschule einen real abgesicherten, erweiterten
Grad an Autonomie, dann ist dazu zwangsläufig ein ausgebautes
betriebliches System erforderlich, mittels dessen sie im Rahmen
ihrer Eigenständigkeit für eine konsequente Aufgabenerfüllung
und Mittelverwendung sorgen kann und zu sorgen hat.
Eine effektive weitere Verselbständigung erfordert die
Überantwortung eines Gesamtetats mit vollständiger
oder weitgehender Entscheidungsfreiheit über die Mittelverwendung.
In diesem Fall müßte die Hochschule auch im eigenen
Interesse mit einem Betriebssystem operieren können,
das die erstellten Leistungen und den Mitteleinsatz einer
Eigen- und Fremdbeurteilung zugänglich macht. Dazu sind
vor allem ein geeignetes Rechnungswesen, Personal- und Sachkostenbudgets
pro Bereich und eine damit abgestimmte Verantwortungsstruktur
notwendig.
Das für wirtschaftsferne, einer direkten ökonomischen
Leistungsprüfung weitgehend entzogene Sektoren vielfach
angeführte Argument, daß bei, sich in der Regel
linear entwickelnden, 80 Prozent weitgehend fixierter Personalkosten
und 20 Prozent Sachkosten (eine Relation, die annähernd
auch auf die Hochschule zutrifft) die üblichen Verwaltungssysteme
einfach ausreichen, trifft vor allem dann nicht zu, wenn es
um die konkrete Abgrenzung von Autonomie geht, die de-facto
nicht von einer Budget- und Personalautonomie zu trennen ist.
Die Erfahrungen mit Ausgliederungsvorhaben zeigen, daß
es nicht an einer Unrealisierbarkeit geeigneter Organisationsformen
liegt, wenn sie zu unbefriedigenden Ergebnissen führen,
sondern an der Tatsache, daß es sooft schließlich
zu halbherzigen und kompromißbeladenen Lösungen
kommt, weil in ihnen auf verdeckte Weise Interessen verankert
werden, die - soferne sie überhaupt akzeptabel sind -
bei einer offenen Behandlung durchaus in einer konstruktiven
Weise Berücksichtigung finden könnten. Pragmatisch
gesehen bestehen etwa auch in kraß dezentral organisierten
Konzernen Entscheidungs- oder Mitbestimmungsrechte bei bestimmten
Personalfragen oder Budgetposten, und dennoch ist die Hauptinitiative
in den Basiseinheiten verankert. In Sektoren, deren Leistungsfähigkeit
nicht simpel an Gewinnmargen gemessen werden kann, verbleibt
die Kostenseite als zentrales Steuerungsinstrument (das, wie
noch gezeigt werden wird, durch eine Projektplanung eine wesentliche
Ergänzung erfahren kann). Das System der Kameralistik
ist für eine differenzierte, auf eine betriebliche Flexibilität
ausgerichtete Steuerung ungeeignet und diese Tatsache ist
seit langem weithin anerkannt, was unter andere. Auch die
zahlreichen Ausgliederungsbemühungen belegen. Der derzeitigen
Hochschulorganisation kann trotz der Mitbestimmungsrechte
nicht ein ihnen entsprechender Autonomiegrad zugesprochen
werden, weil wichtige Kriterien, wie eigene Rechnungskreise,
Budgetflexibilität oder eigene Rechnungsabschlüsse
nicht erfüllt sind. Gerade eine Öffnung für
entgeltliche Entwicklungs-, Forschungs- und Dienstleistungsprojekte
würde eine entsprechende Kostentransparenz und die Verfügbarkeit
von Kalkulationsunterlagen geradezu herausfordern. Eine deutliche
Ausweitung des Bereiches der Eigeneinnahmen wäre ein
weiterer Grund für den Aufbau adäquater Betriebssysteme.
Angesichts der politischen und organisationstechnischen Barrieren,
die generellen, übergreifenden Verwaltungsreformen entgegenstehen,
spricht vieles für ein Ansetzen in überschaubaren
Bereichen, wie die Hochschule für angewandte Kunst einer
ist (die noch dazu durch ihre spezielle Aufgabenstellung auch
vom übrigen Hochschulbereich entsprechend abgegrenzt
ist). An ihren, Beispiel ließe sich ein neues, mit durchdachten
Betriebssystemen ausgestattetes Autonomiemodell erproben.
Erhärtet wird eine solche Argumentation durch folgende,
die derzeitige Situation an der Hochschule betreffende Feststellungen:
das gegenwärtige Budgetierungssystem, in dem
Sach- und Personalkosten voneinander völlig getrennt
behandelt werden und die Kontengliederung oder die Buchführungsvorschriften
auf die Kameralistik ausgerichtet sind, behindert eine aktive
und transparente "Betriebsführung
kaum jemand verfügt über umfassende Kosteninformationen
und somit kann sich auch kein Kostenbewußtsein entwickeln;
Mittel werden "verwaltet", "verbraucht",
ohne daß im Rahmen von Delegationsprozessen konsequente
Überlegungen über einen sinnvollen Mitteleinsatz
herausgefordert werden
vom System selbst her wird eher das Gegenteil begünstigt;
Sparsamkeit wird "bestraft' (nicht verbrauchte oder hochschulintern
erwirtschaftete Mittel müssen abgeliefert werden; erst
die im neuen Gesetz vorgesehene Vermögensbildung wird
hier Verbesserungen bringen)
an der Herstellung von Transparenz kann vielfach kein
Interesse aufkommen, eine Politik in jedem Einzelfall begründeter
Budgetanträge wird durch Systemmängel und die oft
automatische Erwartung von Kürzungen behindert
der Entscheidungsspielraum ist hochschulintern auf
allen Ebenen sehr eng, die in vielen Bereichen sehr knappe
Dotierung mit Sachmittelbudgets lähmt ein Interesse an
einer sinnvollen Ausgabenpolitik, die Verantwortung dafür
bleibt de-facto den anonymen Bewilligungsinstanzen zugeordnet
die Verfahren zur Bewilligung von Einzelbeträgen
werden als langwierig und schwerfällig empfunden, häufig
müssen Aufwendungen privat vorfinanziert werden oder
werden "einfachheitshalber" aus eigener Tasche beglichen;
dadurch unterbleiben immer wieder wichtige und animierende
Aktionen, selbst wenn sie nur geringen Aufwand verursachen
würden; ökonomisch nicht privilegierte Lehrkräfte
dürften so in ihren Initiativen gehemmt und ein Dienst
nach Vorschrift begünstigt werden (Beispiele: Kostenersatz
für Dias, für Skriptenerstellung; Reisekostenzuschüsse,
verspätete Gehaltsauszahlung bei Neueintritt)
demgegenüber werden gerade sehr kostenintensive
Entscheidungen oft unter Abkürzung der standardisierten
Bewilligungsverfahren getroffen und ohne daß Kostenargumente
eine vergleichbare Rolle spielen (so etwa bezüglich des
Gesamtaufwandes von Berufungen, inklusive Pensionslasten im
Vergleich zu kurzfristigeren Verträgen). Wird etwa ein
Vierzigjähriger zum Hochschulprofessor bestellt, so ist
dies (unter der Annahme einer vollen Dienstzeit bis zum 70.
Lebensjahr, einem Beginn auf GehaItsstufe 5 - 33.949, - S.
- , zweijähriger Vorrückung, 3 % jährlicher
Steigerung) eine Entscheidung über rund 30 Millionen
Schilling zuzüglich aller Nebenkosten, Folgekosten und
Pensionslasten; dieser Betrag kann - je nach Ausstattung -
insgesamt also ohne weiteres auf das zwei- bis dreifache ansteigen.
da Sach- und Personalkosten nicht nach Bereichen budgetiert
und abgerechnet werden, fehlen die Grundlagen für eine
vorausschauende Dotationspolitik; es wird nur indirekt über
den Stellenplan und über punktuelle Informationen zur
Sachmittelzuteilung bekannt, wie knapp, adäquat oder
"luxuriös" einzelne Bereiche ausgestattet sind;
weder die Dotation noch Kennzahlen (wie etwa die Kosten pro
Studienplatz in einzelnen Bereichen) können so zum Gegenstand
des allgemeinen Planungs- und Entscheidungsprozesses werden
daß im Rahmen eines transparenten Betriebsgeschehens,
das im Normalfall auf einen kontinuierlich sichtbaren, sparsamen
Mitteleinsatz ausgerichtet ist (weil ja die Informationen
darüber zugänglich sind), einzelne kostenintensive,
"luxuriöse" Entscheidungen ohne Rücksicht
auf zu direkte Kosten/Nutzen-Überlegungen (die gerade
im Bereich "Kunst" ähnlich wichtig sind, wie
etwa auf dem Gesundheitssektor) viel selbstverständlicher
und offener getroffen werden könnten, findet im jetzigen
System keine entsprechende Verankerung; dies führt auch
zwangsläufig dazu, daß tendenziell nicht ein transparentes,
sondern ein verschleierndes Entscheidungsverhalten eingeübt
wird
budgetär muß es unter den gegebenen Umständen
zu einer Automatik der Fortschreibung von Vergangenheitswerten
bzw. zu einer schematischen Sparsamkeit mit einheitlichen
Prozent-Kürzungen kommen; eine aus begründbaren
Einzelpositionen bereichsweise aufgebaute Budgetrechnung (bzw.
ein periodisch den konkreten, sich verändernden Bedarf
kalkulierendes "Zero-Budgeting") ist derzeit nur
unter beträchtlichem Zusatzaufwand möglich
die Kontrolle muß sich primär auf die Prüfung
konzentrieren, ob Verfahrensvorschriften eingehalten wurden
aus dem Blickwinkel einer vorausschauenden Hochschulpolitik
ist es zweifellos der zu einem beträchtlichen Teil langfristig
starr festgeschriebene Personalsektor, der ein flexibles Eingehen
auf sich ändernde Erfordernisse am stärksten blockiert.
Von diesen System-Aspekten weiter ins Detail gehend, wurden
anhand einer Kurzanalyse der Buchführungspraxis noch
folgende Problempunkte lokalisiert:
zur Budgetkontrolle wird von der Quästur eine
Dotationskartei geführt, inwieweit sich die einzelnen
Bereiche und Klassen selbst kontrollieren, ist nicht speziell
organisiert
eine planende, sinnvolle Erneuerung des technischen
Geräts wird durch Verfahrensvorschriften gehemmt; veraltetes
Gerät wird kaum verkauft, da dies mit der Verpflichtung
zu Ansuchen, Bewilligung und Erlösablieferung verbunden
ist; daraus entsteht eine Tendenz zum Neukauf ohne Eintausch
und eine Passivität gegenüber neuen Finanzierungsformen
( z. B . Leasing)
als groteskes Beispiel für veraltete Verfahrensvorschriften
gilt die Verrechnung privater Telefongespräche; grundsätzlich
müßten sie mit der Hochschule abgerechnet werden
und diese hat die hereinkommenden Beträge dem Bundesministerium
für Finanzen abzuliefern, aber dennoch die gesamte (
! ) Telefonrechnung aus dem Hochschulbudget zu begleichen
(weshalb intern diesbezügliche Konsequenzen unterbleiben)
das gleiche gilt für Einnahmen aus externen Kooperationsprojekten,
Katalogverkäufen oder aus der Vermietung von Räumen
für Veranstaltungen (solange derart erwirtschaftete Mittel
nicht dezentral weiterverwendet werden können, werden
solche Möglichkeiten zu Zusatzeinnahmen nur sehr defensiv
genutzt).
Daß das Buchungssystem selbst nur bedingt zur über-
und innerbetrieblichen Steuerung eingesetzt werden kann, demonstrieren
die folgenden Symptome:
es existieren vier Rechnungskreise, also ein vergleichsweise
unübersichtliches System der Finanzgebarung
die Gebarung mit dem Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung ("Aufwendungen", "Anlagen",
"Laufende Einnahmen", "Sonderpositionen")
reine Durchlaufpositionen (wie Lohnsteuer, Einkommensteuer,
PSK-Verkehr)
die hochschulinterne zweckgebundene Gebarung (Einnahmen
und Ausgaben) und das "Wettbewerbskonto"
die (in der Tabelle nicht ausgewiesene) Personalverrechnung
durch das Bundesrechenamt (seit 1981 werden nur noch die Gasthonorare
hochschulintern verbucht)
die Kontengliederung ist offensichtlich historisch
gewachsen und entspricht ihrerseits nur bedingt Erfordernissen
einer unmittelbar nachvollziehbare. Kostentransparenz
während der letzten Jahre erfolgte Änderungen
bei den Zuordnungsvorschriften waren nicht durchwegs transparenzfördernd;
ihr Zweck ist aus betrieblicher Sicht nicht immer klar erkennbar
so werden etwa die "Unterrichtserfordernisse"
(Material, Farben, etc.) nicht mehr getrennt, sondern nur
gemeinsam mit den allgemeinen "Verbrauchsgütern"
ausgewiesen (Konto 4021/4022)
Kataloge wurden früher als "Sonstige Druckwerke"
(4579) verbucht, jetzt gelten sie als "Handelsware"
(4030)
das früher unbenutzte Konto "Lebensmittel"(4300)
kann jetzt auch für Repräsentationsausgaben benutzt
werden
seit der Umstellung auf Fernwärme werden die Heizungskosten
nicht mehr unter "Brennstoffe" (4510), sondern unter
allgemeinen "Energiebezügen" (6000) verbucht,
wodurch gerade in diesem kostenintensiven Bereich die Detailinformationen
unzugänglicher werden (und sich angesichts hoher offener
Rechnungen und angewandter Mischsätze die Frage nach
der Verhandlungskompetenz mit den kommunalen Lieferbetrieben
sowie nach den technisch optimalen Lösungen stellt)
die "Büromittel" (4560) werden jetzt
strikter getrennt ausgewiesen, früher wurden sie teilweise
als "Unterrichtserfordernisse" (4022) verbucht
bei den "Druckwerken" (4571) ordnet ein Erlaß
die zentrale Abwicklung über die Bibliothek an, als "sonstige
Druckwerke"(4579) gelten demgegenüber Drucksachen
für den Unterricht und den Verbrauch
als "sonstige Verbrauchsgüter" (4590)
werden seit der schrittweisen Auflösung des Kontos "Unterrichtserfordernisse"
(4022) vor allem Filmmaterialien eingestuft
bei der "Instandhaltung von Gebäuden"
(6140) wurde eine Kostenverlagerung von der Bundesgebäudeverwaltung
(die früher z. B. die Aufzugwartung abdeckte) zu Lasten
der Hochschule wirksam
die Kosten für die "Instandhaltung von Maschinen
und maschinellen Anlagen" (6160) werden erst seit kurzem
getrennt verbucht
unter "sonstige Transporte" (6210) werden
verschiedenste Positionen, vom LKW-Transport über Fahrscheine
für Botengänger bis hin zu Taxifahrten verbucht
für Reisen und Exkursionen bestehen verschiedene
Konten und Zuordnungsvorschriften
unter dem Begriff "sonstige Leistungen von gewerblichen
Firmen" (7289) werden beträchtliche Beträge
in unaufgeschlüsselter Weise gemeinsam verbucht (Reinigungsdienste,
Fotokopien, Fotoausarbeitungen, Müllabfuhr, Gebühren,
etc.)
als "Vergütungen an Bundesdienststellen"
(7290) werden seit kurzem neben der Miete für Zierpflanzen,
Kosten der polizeilichen Ausstellungsüberwachung oder
für Kopien der Nationalbibliothek auch die Vergütungen
an die Staatsdruckerei verbucht (die dort ausgewiesenen minimalen
Beträge dokumentieren einen äußerst geringen
Umfang bundesinterner entgeltlicher Leistungen)
bei den Anlagen wird eher vage zwischen "Amtseinrichtungen"
(alles was in Amtsräumen steht) und "Einrichtungserfordernissen"
unterschieden
die von den Beträgen her minimalen l"aufenden
Einnahmen" sind - wie bereits angeführt - reine
Durchlaufposten, über die hochschulintern nicht verfügt
werden kann
bei den "Zweckgebundenen Einnahmen", die
primär aus Verkäufen der Modeklasse, den Studienbeiträgen
der Ausländer, dem Verkauf von Fotokopien und Drucksorten
stammen, besteht die Möglichkeit, sie direkt für
bestimmte Ausgabenkategorien einzusetzen und hier ist bereits
jetzt eine Reservenbildung möglich.
gesondert davon wird der Zahlungsverkehr bei externen
Projekten über das hochschulinterne "Wettbewerbskonto"
abgewickelt
daß damit weder der Realität noch dem Potential
bei externen Projekten entsprochen wird, ist Gegenstand des
Abschnittes 2.
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1.3 Praxis der internen Kooperation
Bezüglich der Entscheidungsvorgänge und der internen
Zusammenarbeit wurden im Einzelnen insbesondere folgende Symptome
festgestellt:
das wesentliche Koordinierungsinstrument es Rektors
ist der Appell, die Bitte um interne Kooperation in bestimmten
Fällen; als Sanktion stünde ihm nur Einzelmaßnahmen
im budgetären und disziplinären Bereich offen, die
allerdings rasch das Arbeitsklima vergiften würden
die Bereichsautonomie wird häufig überstrapaziert,
viele Professoren orientieren sich nur auf die eigene Klasse,
für übergreifende Vorhaben fehlen oft ein Interesse,
geeignete Projektformen und die Bereitschaft, zusätzliche
Arbeit und Verantwortung zu übernehmen (so z. B. bezüglich
Ausstellungsprojekten oder hausinterner Umgestaltung)
ein internes Berichts- und Informationswesen existiert
nur in sehr defensiver Form; so liefern etwa einige Meisterklassen
keine oder nur gelegentlich jährliche Tätigkeitsberichte
ab, das Gesamtkollegium mußte sich mehrmals erfolglos
mit der Einforderung von Tätigkeitsberichten der Zentralwerkstätten
befassen
das informelle Moment hat bei der hausinternen Information,
der Entscheidungsvorbereitung und der Entscheidungsfindung,
aber auch bei der grundsätzlichen Kooperationsbereitschaft,
einen sehr hohen Stellenwert
solange die Leitungsinstanzen von halbwegs harmonisierenden
Personen besetzt sind, sichert dies eine Funktionsfähigkeit
ab; wäre dies aber nicht der Fall, so kann kaum auf ein
entsprechendes Koordinationsinstrumentarium und auf eine Transparenz
des Betriebsgeschehens zurückgegriffen werden
daß für die fallweise stattfindenden bereichsübergreifenden
Projekte (Wettbewerbe, Modeschauen) fast ausschließlich
die individuelle Kooperationswilligkeit von Professoren oder
Mittelbauangehörigen der Auslöser ist, belegt das
Zufällige an den derzeitigen Vorgangsweisen; im Fall
des von mehreren Klassen bearbeiteten Projektes, bei dem ein
Haus bis in alle Details hinein durchgestaltet werden sollte,
waren es nicht integrierbare Auffassungsunterschiede, die
schließlich zu einem ergebnislosen Abbruch führten
(aus struktureller Sicht dürften jeweils auch Mängel
der Projektorganisation mitverursachend sein)
vielfach wird betont, daß lähmende Verfahrensvorschriften
Aktivitäten hemmen, auch wenn es sich um Bagatellbeträge
handelt
bei Einkäufen wird eine ministerielle Tendenz
zur Zentralisierung beklagt (Firmen-, Produkt-, Typenauswahl),
ohne daß den Bestellern allfällige Kosten- und
Produktvorteile bekannt würden (Rahmenverträge mit
abrufbaren Kontingenten werden als sinnvoller eingestuft);
daß etwa ästhetisch ansprechende Produkte oft nur
nach Sonderanstrengungen und über persönliche Kontakte
bewilligt werden, belegt eine problematische Orientierung
der ministeriellen Einkaufsinstanzen
die derzeitigen Verfahrensweisen begünstigen
eine Gegnerschaft zur "Verwaltung" und eine Abwehrhaltung
gegenüber Kosten- und Administrationsfragen, was sich
tendenziell negativ und integrationshemmend auswirken muß
der persönliche Zeiteinsatz von Lehrpersonal
und Studenten an der Hochschule, sowie dessen entsprechende
Ankündigung und Koordination werden vielfach als ungenügend
und arbeitshemmend bezeichnet; speziell eine konsequente Mitarbeit
in Projekten wäre von konkreteren Vereinbarungen und
deren Einhaltung abhängig
die nach Abzug der Ferien verbleibende Zeit für
einen Lehrbetrieb von sechs Monaten fordert Überlegungen
heraus, inwieweit die Ansätze zu einer Vermittlung von
Ferialarbeit, deren Ausrichtung auf Studienerfordernisse und
die Nutzung der Einrichtungen ausgebaut werden können
die Intensität interner Kontakte ist sehr gruppenbezogen,
für hochschulinterne "gemeinsame" Aktivitäten
ist oft nur schwer ein Interesse zu erwecken (Ausstellungen,
Diskussionen, etc.), auch die räumliche Situation bedingt,
daß Mitglieder des Lehrkörpers außerhalb
formalisierter oder freundschaftlicher Kontakte nur sporadisch
zusammentreffen
es sind interne "Bruchlinien" zwischen aktiven,
angesehenen und passiven bzw. im Schatten stehenden Lehrbereichen
erkennbar; infolge der in der Regel langfristig festgeschriebenen
Personalverträge und der Bereichsautonomie entziehen
sich solche Unterschiede weitgehend einer hochschulinternen
Gestaltung; es bestehen keine, oder nur indirekte und langfristige
Eingriffsmöglichkeiten der (paritätisch besetzten)
Leitungsinstanzen.
Zur Erfassung struktureller Aspekte des Entscheidungsprocederes
auf oberster Hochschulebene wurden die Protokolle von 13 Sitzungen
des Gesamtkollegiums (Studienjahr 1981/82 und 1982/83 sowie
Wintersemester 1983/84) ausgewertet. Dabei wurden rein informative
Aussagen ausgeklammert und das Gewicht auf besprochene Themen
und gefällte Entscheidungen (einstimmig/mehrstimmig/Ablehnung)
gelegt. Beide Kategorien wurden vollständig erfaßt
und nach Sachgebieten geordnet (mit Ausnahme des Formalaktes
der durchwegs einstimmigen Protokollgenehmigung) .
Diese Auswertung erlaubt folgende Charakterisierung der Aktivitäten
innerhalb der obersten innerbetrieblichen Entscheidungsinstanz
der Hochschule:
die im Analysezeitraum vom Gesamtkollegium behandelten
Themenstellungen betreffen zu etwa je 1/4 die künstlerische
Außenwirkung der Hochschule (Ausstellungen) und Personalfragen,
der Rest betrifft zu etwa gleichen Teilen Punkte der internen
Kooperation i. w. S., Bau- und Raumfragen sowie spezielle
Einzelthemen
darin spiegeln sich vor allem der hohe Stellenwert
der Öffentlichkeitsarbeit und zur Disposition stehender
Personalfragen, sowie aktuelle Raum- und Neubauproblerne wider
ausdrückliche Kostenfragen sind infolge der geringen
Entscheidungsfreiheit und Bas,sinformation von untergeordneter
Bedeutung (6% der Einzelthemen)
rund 60% der Einzelthemen werden bloß informationsmäßig
behandelt, die restlichen 40% führen zu konkreten Entscheidungen
bei den Beschlüssen spielen Themenstellungen
der internen Koordination und Kooperation keine nennenswerte
Rolle, wenn sie behandelt werden, dann überwiegend zu
bloßer gegenseitiger Information.
konkrete interne Projekte sind - abgesehen von Ausstellungen
und Baufragen - nur in Einzelfällen Gegenstand der Tagesordnung;
externe Kooperationsprojekte wurden praktisch keine behandelt
vergleichsweise intensiv ist die Beschäftigung
mit dem Organisationsaufbau der Hochschule, woraus deutliche
Veränderungsintentionen abgelesen werden können
("Spalt-Plan", Abteilungsgliederung, inhaltliche
Änderungen, Lehrgänge, etc.)
Kompetenzmängel zeigen sich gerade im Zwang zur
wiederholten Beschäftigung mit Kleinigkeiten (Errichtung
einer Behindertenrampe, Limitierung der Arbeitserlaubnis mit
22 Uhr, mehrfach vergebliche Einforderung eines Zentralwerkstättenberichts,
Parkplatzordnung)
daß in 6% der Fälle ablehnende, in 8% mehrstimmige
und in 86% einstimmige Entscheidungen getroffen wurden und
pro Sitzung etwa ein Dringlichkeitsantrag eingebracht wird,
weist auf ein relativ homogenes, aber dennoch lebendiges Entscheidungsverhalten
und eine entsprechende informelle Vorbereitung hin (Aussagen
gemäß war die Situation noch vor wenigen Jahren
wesentlich konfliktreicher, bis hin zur Blockierung, was bei
Neuregelungen als Möglichkeit einbezogen werden müßte)
wenn es Konflikte gibt, dann konzentrieren sie sich
auf Raum-, Finanz- und Organisationsgliederungsfragen; im
Personalbereich herrscht eine signifikante Einhelligkeit (95
% einstimmige Beschlüsse).
Im Vergleich zu Leitungsinstanzen in Organisationen eines
ähnlich großen AufgabenvoIumens haben das Gesamtkollegium
und der Rektor geringe Entscheidungsbefugnisse. De-facto haben
sie eher eine Funktion als Clearing- und Informationsstelle.
Rektor und Rektor-Stellvertreter haben darüber hinaus
noch wichtige Möglichkeiten zu Initiativen und informeller
Einfußnahme, aber keine essentiellen Durchsetzungskompetenzen.
Abgesehen von den persönlichen Sekretariaten und den
Dienstleistungen des Rektorats und der Quästur gibt es
auch keine Assistenzfunktionen, die zur Unterstützung
bei Leitungs-, Koordinations- und Planungsaufgaben herangezogen
werden könnten.
Unter den gegebenen Bedingungen werden zwangsläufig
in vermischter Weise wichtige und eine Fülle nebensächlicher
Punkte zum Gegenstand von Gruppen- und Einzelentscheidungen.
Eine Delegation ist nur in begrenzter Weise möglich.
Wenn nicht durch eine professionelle Besprechungsführung
für ein zügiges Vorgehen gesorgt wird, entstehen
durch das Sitzungswesen beträchtliche zeitliche Belastungen
und mit Unproduktivität zu begründende Demotivierungserscheinungen.
Ein unmittelbar gangbarer Weg wäre die Evaluierung der
Tagesordnungen und Protokolle durch Gliederungsempfehlungen
und eine Projektorientierung. Besonders die zweite Möglichkeit
könnte bereits unter gegenwärtigen Bedingungen zu
einem zentralen Koordinationsinstrument werden (auf das in
Abschnitt 1.5 noch im Einzelnen eingegangen wird). Eine konsequente
Aufnahme geplanter und laufender, interner und externer Projekte
in die Kollegien-Protokolle - mit Inhaltsstichworten, Nennung
verantwortlicher Projektleiter, Terminen, Ergebnischarakteristik
- würde für eine kontinuierliche Gesamtübersicht
bei "außerordentlichen" Aktivitäten sorgen,
aber auch für einen gewissen Realisierungsdruck und für
eine breitere Bewußtmachung von Problemen und Arbeitsresultaten.
Für die Strukturierung von Sitzungen und Protokollen
bietet sich in diesem Sinn etwa die folgende Gliederung an:
Öffentlichkeitsarbeit
Kosten- und Budgetfragen
Personalfragen
Interne Projekte
Externe Projekte
Darüber hinaus könnten ergänzende Aktivitäten,
wie kontinuierlich ausgehängte Situationsberichte, zusammenfassende
Projektdarstellungen, Medienberichte oder ein um interne Informationen
(Arbeitsberichte, Statistiken, Kennziffern, u.ä.) erweiterter
Studienführer bereits kurzfristig für die interne
Zusammenarbeit zusätzliche Impulse liefern. Ein angemessener
Entwicklungsstand des Planungs- und Steuerungssystems läßt
sich jedoch nur über ein neugestaltetes Rechnungs- und
Informationswesen erreichen.
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1.4 Personalsituation
Eine auch auf organisations-psychologische Mechanismen eingehende
Neukonzeption muß sich mit Demotivierungsaspekten befassen
und versuchen, zur Eliminierung ihrer Auslösungsfaktoren
beizutragen, und zwar gegen den Druck "gesellschaftlicher
Bedingungen" (die auf eine Eliminierung des Widerstandsaspekts
künstlerischer Arbeit durch Diskriminierung, Abschiebung
oder eben vordergründige Integration hinauslaufen). Aus
den Erhebungen, Gesprächen und Beobachtungen lassen sie
sich - in Thesenform - wie folgt charakterisieren:
die - vielfach durchaus eingestandene - Primärmotivation
beim Lehrpersonal liegt häufig nicht in den Möglichkeiten
einer engagierten Aufgabenerfüllung, sondern im Erreichen
einer status-, pensions- und sozialversicherungsmäßig
abgesicherten "Lebensstellung", die im Unterschied
zu anderen Berufen noch breiten Raum für einen eigentlichen
Hauptberuf oder für Nebenbeschäftigungen (also für
eine hochschulexterne Orientierung) läßt
prägen sich solche Tendenzen über ein Normalmaß
hinaus aus, so wird eine Kunsthochschule - die ein Zentrum
der Mitgestaltung und Interpretation zeitgenössischer
Kultur sein sollte - immer mehr zur bloßen Arbeitsplatzsicherungsinstanz
für Künstler und künstlerisch orientiertes
Personal, in der die Positionszementierung schließlich
lähmend wirkt (oder wirken kann)
durch Dauerverträge und die übliche Erlangung
der "Professorenreife" im Alter von 40 bis 50 Jahren
halten in der Regel Angehörige einer Generation über
zwei oder drei Jahrzehnte Schlüsselpositionen der Ausbildung
und formalisierter, kunstpolitischer Machtausübung besetzt;
ein solcher Zyklus begünstigt eine permanente "Zeitverschiebung",
indem kulturelle Prozesse in die Länge gezogen werden,
ein Kult um die eigene "Kampfzeit" drückt sich
häufig in einem Abblocken nachrückender oder konkurrierender
Kräfte aus
inwieweit profilierte Künstler oder künstlerisch
orientierte Fachleute a priori gute oder die besseren Lehrer
sind und welchen Stellenwert dabei die persönliche Erfahrung
haben kann, ist nicht generell zu beantworten; andererseits
bringen auch unter dieser Einschränkung Spitzenleute
in der Regel wichtige, unverzichtbare Impulse, weil sie Garanten
für ein kosmopolitisches Klima sind
es taucht auch immer wieder die Frage auf, ob eine
Integration anerkannter Persönlichkeiten in den akademischen
Lehrbetrieb nicht gerade im künstlerischen Bereich zugleich
auch negative Nebenwirkungen hat, wie die einer staatlich
sanktionierten Etablierung oder einer weiteren Austrocknung
selbständig freischaffender Arbeitsmöglichkeiten;
wenn eine kleine Gruppe gleichsam als Lohn zu beamteten Künstlern
erklärt wird, hat dies weitreichende gesellschaftspolitische
Rückwirkungen auf den gesamten Bereich künstlerischer
Tätigkeit
ein hinreichend erfolgreiches Künstlerleben ist
oft von der Aufeinanderfolge einer "Avantgarde-",
einer "Durchbruchs- und Anerkennungs-" und einer
"Beruhigungs-Phase" geprägt und immer wieder
auf eine Isolation angewiesen, während ein Professorenleben
von anderen, stetigeren Komponenten bestimmt wird
der - erfahrungsmäßig meist unvermittelte
- Eintritt eines Künstlers in eine Hierarchie mit direkter
Möglichkeit zur Machtausübung und plötzlich
formal abgesichertem Status wirkt sich auffallend oft in Zusammenarbeitsproblemen
aus
es ist auch signifikant, daß die Bereitschaft
zu Kommunikation, Auseinandersetzung und Konfliktaustragung
in bezug auf künstlerische Entwicklungen gerade ab Erlangung
des "Professorenalters" eher abzunehmen scheint,
also gewisse Abschottungen feststellbar sind
die Freiheit von jedem äußeren Methodenzwang
kann sich zwar durch die Vermittlung von Persönlichkeiten
mit Ausstrahlung oder geeignete Gruppenkonstellationen mit
einer aktivierenden Ausbildungsfreiheit verbünden, beides
steht aber in einer latenten Gegnerschaft zu organisierten
Studienerfordernissen; wie persönliche Qualitäten
geweckt und gefördert werden können, dürfte
gerade im künstlerischen Bereich in extremer Form eine
Angelegenheit der beteiligten Individuen und der Wahlmöglichkeiten
sein
derartige Faktoren tragen dazu bei, daß die
Personalsituation an Kunsthochschulen ein sehr sensibler Bereich
ist und starke Kräfte in Richtung Abgrenzung, Isolation
und extensiver Auslegung der Meisterklassen-Autonomie wirken
viele Arbeitsbereiche der Hochschule haben praktisch
keinerlei Kontakte untereinander, ob Kooperationen zustandekommen,
hängt meist von den informellen Beziehungen ab, Entscheidungen
müssen oft auf der simplen Ebene einer "Tauschgesellschaft"
vorbereitet werden ("Gegengeschäfte", "Pakte")
auf Professorenebene gibt es ausgeprägte Gruppenbildungen,
die in der internen Entscheidungsfindung eine gewichtige Rolle
spielen; in einer Reihe von Fällen fehlt jedoch ein entsprechend
akzeptierter interner Status oder auch das Interesse für
eine Beteiligung an betrieblichen Vorgängen
als Gegensatz zur verbreiteten freigeistigen Haltung
(und auch zu den vergleichsweise legeren Umgangsformen) ist
ein für eine künstlerische Arbeitsweise auffallend
starkes Status- und Hierarchieinteresse feststellbar (Titel,
Funktionen, Ehrenämter)
auch für den Mittelbau sind die Differenzierung
in oft uneinsichtig gleichgestelIte oder abgestufte Positionen
und die geringen bis aussichtslosen Aufstiegschancen deutlich
angesprochene Probleme
zu Hausberufungen ist es in den letzten Jahren praktisch
nicht mehr gekommen
das relativ niedrige Gehaltsniveau auf allen Ebenen
liefert auch unabhängig von beruflich-künstlerischen
Absichten ökonomische Motive für Nebenbeschäftigungen,
so daß zwischen hochschulinternen Aufgaben und externen
Interessen oft nur schwer eine Balance gehalten werden kann
trotzdem besteht bei befristeten Verträgen vielfach
ein Verlängerungsinteresse, woraus auf einen Mangel an
"Konkurrenzangeboten" und auf eine oft uneingestandene
Wertschätzung für gebotene immaterielle - und doch
auch materielle - Vorteile geschlossen werden kann (Status,
Freizeit, Ferien, getrennte Berufsausübung, Nebenbeschäftigungen)
die Studenten-Motivation wird von beiden Seiten als
mehrheitlich passiv und mittelschülerhaft dargestellt,
oft würden auch die grundlegendsten handwerklichen Voraussetzungen
fehlen, was in praxisorientierten Disziplinen mittels des
heutigen Lehrangebotes oft auch während des ganzen Studiums
nur mehr unzureichend nachgeholt werden kann
viele Studenten sind offenbar froh, in irgendeiner
Klasse unterzukommen, um so einen Studienplatz zu haben, ziemlich
unabhängig davon, ob er ihren Intentionen und Fähigkeiten
entspricht
die derzeitige Form der Aufnahmsprüfung wird
allgemein als unbefriedigend eingestuft (enormer Andrang,
individuelle Beurteilung unter großem Zeitdruck)
die Problematik der Unkündbarkeit setzt sich
von der Professorenebene über bestimmte Bereiche des
Mittelbaus und der Verwaltung bis zu den Meisterklassen-Studenten
fort
die Mehrheit der Studenten studiert ohne konkrete
Berufsvorstellungen, für viele ist das Studium offenbar
primär eine abwartende (aber wichtige) Orientierungsphase
die - vor allen im Vergleich zu anderen Hochschulen
- privilegierte Situation von Studenten der Angewandten (Meisterklassen
mit geringer Studentenzahl, Zugänglichkeit technischer
Einrichtungen, aber auch Kosten pro Studienplatz etc.) dürfte
im allgemeinen nicht als solche eingestuft werden
häufig wird ein Unbehagen über internes
"Zellendenken", eine fehlende, bereichsübergreifende
Diskussionsbereitschaft und Kontaktmöglichkeit angesprochen
die Kunsterzieher fühlen sich trotz fortgeschrittener
Integration weiterhin als Außenseiter
eine positive Motivation als Angehöriger der
Hochschule wird hauptsächlich aus einer Abgrenzung von
anderen, nicht so gut eingestuften Institutionen bezogen (insbesondere
zur Kunstakademie am Schillerplatz), gleichzeitig wird aber
betont, dass die Attraktivität der "Angewandten"
in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist (also doch auch
eine direkte Identifikation feststellbar ist).
Die strukturell determinierten hochschulinternen Gruppen,
von denen die hier skizzierten organisations-psychologischen
Tendenzen geprägt werden, sind im wesentlichen die folgenden.
die Hochschulprofessoren (derzeit 26), untergliedert
nach Gehaltsstufen und Funktionen (Meisterklassenleiter und
Lehrkanzelvorstände)
die Gastprofessoren (derzeit 4)
der Mittelbau mit den Hochschulassistenten (etwa 10),
den Bundeslehrern L 1 (etwa 20), den Vertragslehrern (2) und
die aufgabenmäßig und zeitlich sehr unterschiedlich
eingesetzten Lehrbeauftragten (etwa 110)
die Beamten und Vertragsbediensteten der Hochschulverwaltung,
der Bibliothek und der Zentralwerkstätten (etwa 30)
die Studenten (annähernd 1.000), die sich grob
nach ihrer Orientierung auf ein noch offenes, auf ein berufsspezifisches
und auf ein Kunstpädagogik-Studium strukturieren lassen.
Der Aufbau und die Differenzierung des Hochschulpersonals
(Funktionsbereiche, Aufgabeninhalt, Status, Gehaltskategorie,
Sicherheit der Anstellung, Vertragsdauer, Aufstiegsmöglichkeit,
etc.) ist zweifellos eine wesentliche Frage der Arbeitsweise
und des Arbeitsklimas und somit auch einer Neuorientierung.
Bei ihr müßte versucht werden, parallel zu einer
Neugestaltung des Organisations- und Betriebssystems auch
für den Personalsektor schrittweise neue Regelungen festzulegen,
die insgesamt zu einer abgestimmten Gesamtlösung führen.
Die Kernfragen dabei sind die Differenzierung des Personalschemas
(Funktionen, Gehälter, etc.) und die Vertragsdauer.
Die Abstufung der Funktionen im Lehrbereich ist historisch
gewachsen und entspricht vielfach nicht mehr der tatsächlichen
Aufgabenhierarchie bzw. einer anzustrebenden Gliederung. Sowohl
die (gehalts- und ausstattungsmäßige) Einstufung
auf Professorenebene, vor allem aber jene für den Mittelbau
(Assistenten, Bundeslehrer L 1, Vertragslehrer, verschiedene
Kategorien von Lehrbeauftragten) sollten im Rahmen einer Reorganisation
neu geordnet werden. Dabei ist der Verwaltungsbereich in adäquater
Weise mit einzuschließen. Die Entwicklung eines Funktions-
und Gehaltsaufbaus, der auf Qualifikation, Aufgaben- und Verantwortungsinhalte
abgestimmt ist, erfordert zweifellos gründliche Überlegungen
und Diskussionen. Eine objektivierende Unterstützung
dabei wäre die Entwicklung von Strukturvarianten und
die Bewertung ihrer budgetären Auswirkungen. Bei kurzfristigeren
Lehrverpflichtungen auf Professorenebene erscheint eine Aufwertung
von Mittelbaufunktionen zweckmäßig, damit eine
Kontinuität bei (stellvertretenden) Leitungsfunktionen
sichergestellt wird; auch eine duale, partnerschaftliche Übernahme
von Professorenfunktionen könnte eine Möglichkeit
sein, ebenso wie die Schaffung von Dozenten-Funktionen. Auch
eine Erhöhung der Attraktivität stundenweiser Lehraufträge
ist dabei einzubeziehen.
Voraussetzung einer Reform wären präzisierte Vorstellungen
über die anzustrebende Personalhierarchie (Komprimierung
oder weitere Differenzierung), über ein funktionsgerechtes
Gehaltsschema (jetzt wirken uneinsichtige Unterschiede oft
demotivierend) oder über derzeit offensichtlich unbefriedigend
geregelte Teilbereiche (wie die Personalverträge für
die Zentralwerkstätten). Der Grad der Gestaltungsfreiheit
hängt dabei selbstverständlich vom realisierbaren
Grad der Verselbständigung der Hochschule für angewandte
Kunst ab.
Unter teilweiser Vorwegnahme der in Abschnitt 1.5 zusammengefaßten
Argumentation für eine neue Organisationskonzeption ist
hier festzustellen, daß ein generelles Übergehen
auf kurz- bis mittelfristige Dienstverträge - wie es
die Arbeitsgruppe "Neuorientierung" fordert (vgl.
Oberhuber, Abschnitt 2) - auch dem Ergebnis der betrieblichen
Strukturanalyse entspricht. Die organisatorischen Vorschläge
könnten auch unter Beibehaltung der partiellen Pragmatisierung
realisiert werden, die notwendige Beweglichkeit bei der Gestaltung
des Lehrangebotes und des Betriebsgeschehens wäre aber
dann gerade in einem Teil des ausschlaggebenden Personalbereiches
blockiert.
Mit auf etwa 4-5 Jahre ausgerichteten - verlängerbaren
- Personalverträgen würde eine Situation geschaffen,
wie sie außerhalb der unmittelbaren staatlichen Verwaltung
in praktisch allen Sektoren besteht, und es spricht vieles
dafür, daß sich gerade für eine Kunsthochschule
die gesellschaftliche Wirksamkeit erhöht, wenn sie in
ihrem Personalsystem von einer statischen Politik abgeht.
Andererseits erhebt sich auch die Frage, inwieweit an einer
Kunsthochschule nicht doch auch "Räume" der
Kontinuität und beruhigten Entwicklung einem offenen,
sehr mobilen Lehrbetrieb gegenübergestellt werden sollten.
Wenn dem pädagogischen Teil der Lehre, der Fähigkeit
zu vermitteln, großes Gewicht beigemessen wird, dann
verlieren die Argumente gegen einen längerfristigen Personaleinsatz
einiges von ihrer Überzeugungskraft. Wenn - wie vorgeschlagen
- bei den Leitungsfunktionen (Direktorium) Vertragsperioden
von zehn (bzw. zweimal fünf) Jahren angestrebt werden,
so ist auf dieser Ebene eine personelle Kontinuität vorgesehen,
für die eine Entsprechung in anderen Sektoren noch zu
präzisieren ist. Eine extensiv ausgelegte Mobilität
beim Lehrpersonal könnte zu einer Entwicklung der Hochschule
zu einer Art "Durchhaus" führen, die für
eine aufbauende Entwicklung der Studenten vermutlich auch
Nachteile mit sich bringen würde.
Und daß der Hochschule im Sinne einer wirkungsvollen
Aufgabenerfüllung keine (oder nur eine sehr bedingte)
Sozial- und Pensionsversicherungsfunktion für das Lehr-
und Vewaltungspersonal zukommen sollte, kann nicht über
die Problematik einer erzwungenen Rückkehr auf den "freien
Markt", der Existenz-, Familien- und Alterssicherung
hinwegtäuschen. Ein Überwechseln auf andere Hochschulen
ist vor allem innerhalb Österreichs kaum eine sich abzeichnende
Möglichkeit und inwieweit einseitig eine Internationalisierung
gefördert werden kann, ist ebenfalls eine offene Frage.
Eine Aufhebung des - sowieso sehr limitierten - Angebots
gesicherter Arbeitsplätze in diesem Sektor ist nicht
von politischen Vorstellungen über die künftige
Situation von "Freischaffenden" zu trennen und von
flankierenden Maßnahmen auf diesem Gebiet (Besteuerung,
Eigenvorsorge, private Sozial- und Pensionsversicherung, Sozialnetz).
Zu berücksichtigen ist auch, daß es nur zum Teil
um Künstler geht, denen u. U. gleichsam im Eigeninteresse
ein eigenwilliges (unbeamtetes) "Durchschlagen"
zuzumuten ist, dessen Realität wiederum stark von der
generellen kulturpolitischen Situation abhängig ist.
Bei Disziplinen wie Restaurierung oder theoretischer Lehrtätigkeit
sind die Bedingungen einer Berufsfortsetzung wiederum jeweils
andere.
Gelingt allerdings eine Offensive bei der wirtschaftlichen
Verwertung angewandter Kunst, dann könnte dieser Bereich
neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen.
Ein Übergehen auf mittelfristige - aber verlängerbare
- Verträge muß auch für die Verwaltungsbereiche
gelten, da ansonsten dort jede Kontinuität monopolisiert
und ihnen de-facto eine überproportionale "bürokratische"
Macht zugeordnet wäre. Im Rahmen der Neukonzeption sind
wirkungsvoll organisierte administrative Dienste ein zentrales
Element und dazu ist es notwendig, daß eine, gegebenenfalls
zu Konsequenzen führende Auseinandersetzung über
Leistungsgrad und Arbeitsqualität stattfinden kann.
Ein stärkere Ausrichtung auf "Projektstudien"
ist ein weiteres wichtiges Kriterium für ein Übergehen
auf eine zeitlich limitierte Mitarbeit, die struktuell mit
einem vermehrten Einsatz von Gastprofessoren integrierbar
ist (projektorientierte, partnerschaftliche Leitungsmodelle,
haupt- und teilamtliche Projektleiter, aufgewertete Assistenz-
oder Dozentur-Positione; 1-Semester-Verpflichtungen, Blockseminare,
Kooperation im Rahmen von Auftragsarbeiten).
Budgetär wirken sich befristete Personalverträge
logischerweise in einer massiven Erhöhung der Flexibilität
auf dem kostenintensivsten Sektor der Hochschule aus, durch
die die Möglichkeiten zu Maßnahmen im Sinne von
konsequenten "Kosten-Nutzen"-Überlegungen deutlich
ausgeweitet werden können, wenn längerfristige Rahmenbudgets
Schutz vor kurzsichtigen Sparmaßnahmen bieten. Im sensiblen
Bereich von Personalfragen lassen sich Entscheidungen leichter
korrigieren, eine Abschätzung bzw. Beurteilung von Qualifikationen
wird kontinuierlicher herausgefordert, im Rahmen eines transparenten
Budgetierungssystems kann die Dotation von Einzelbereichen
differenzierter gesteuert werden. Ein - oft sehr langfristiges
- Fortlaufen von Personalkosten aufgrund unrevidierbarer früherer
Entscheidungen entfällt. Einer mißbräuchlichen
Auslegung der Bereichsautonomie kann begegnet werden, genauso
wie der lähmenden Ausstrahlung ungeeignet besetzter Funktionen.
Mit einer derartigen internen Aktivierung kann ein Ausgleich
dafür geschaffen werden, daß kurzfristige Verträge
in der Regel höher dotiert sein müssen. Aus der
Tatsache, daß derzeit die Berufung eines Vierzigjährigen
zum Professor eine Entscheidung über einige zig-Millionen
Schilling sein kann, wird jedoch deutlich, welche Mittel und
Aktivitätsmöglichkeiten im derzeitigen System langfristig
gebunden sind, ohne daß sich die Auswirkungen solcher
Beschlüsse auf lange Sicht hinreichend abschätzen
lassen.
Als Grundlage für die Entwicklung eines Stufenplanes
für ein schrittweises Übergehen auf zeitlich befristete
Verträge wurde die Laufzeit von Personalverträgen
(Hochschulprofessoren, L 1 Professoren, Oberassistenten) erfaßt:
Daraus ist ersichtlich, daß auf Professorenebene bereits
jetzt 12 Positionen (38%) kurzfristig disponibel sind bzw.
es bis 1990 werden. Während der kommenden zehn Jahre
können über die Hälfte dieser Professoren-
und Mittelbaustellen neu besetzt und mit kurzfristigeren Verträgen
ausgestattet werden.
Nach fünfzehn Jahren könnten solche Regelungen
für 80 Prozent der derzeitigen Stellen realisiert sein
und nur in Einzelfällen ist damit zu rechnen, daß
die gegenwärtig absehbare Vertragsdauer wesentlich über
diesen Termin (Jahr 2000) hinausreichen wird. Außerdem
wäre es im Rahmen einer grundlegenden Neuorientierung
denkbar, bestehende Vertragsrechte finanziell abzugelten (freiwillige
Abfertigungsvereinbarungen).
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1.5 Projektorientierte Organisation
Aus der Analyse der Auswirkungen des Organisationsaufbaus
und des Planungs- und Steuerungssystems, der Praxis der Zusammenarbeit
und der Personalsituation resultiert, daß eine Neuorientierung
der Hochschule für angewandte Kunst in einer gründlichen
Weiterentwicklung ihrer organisatorischen Infrastruktur verankert
werden muß. Andernfalls würden Arbeitsweise und
Entscheidungsfindung weiterhin extrem personenabhängig
und auf mehr oder minder isolierte Einzelaktivitäten
ausgerichtet bleiben. Die von der Arbeitsgruppe konzipierten
Perspektiven erfordern neue, flexibel nutzbare Organisationsformen,
die kontinuierlich an sich ändernde Erfordernisse angepaßt
werden können.
Die derzeitigen Regelungssysteme beengen eine solche Beweglichkeit.
Vieles orientiert sich an traditionellen Vorstellungen von
einem akademischen Lehrbetrieb und von einer routinemäßigen
Verwaltungstätigkeit. Formalansprüche werden sehr
oft nur formal erfüllt, das eigentliche Geschehen wird
sehr stark von informellen Aspekten geprägt. Der gesetzlich
dekretierten Transparenz und Mitbestimmung steht keine Betriebsorganisation
gegenüber, die konsequent auf derartige Arbeits- und
Informationserfordernisse abgestimmt ist. Deshalb ist auch
die Improvisationsfähigkeit das tragende hochschulinterne
Aktivierungsprinzip. Ein vorausschauendes planendes Gestalten
ist unter den gegebenen Umständen nur in einem sehr limitierten
Umfang möglich. Bei den Arbeitsbeziehungen werden konventionelle
Bahnen nur in Einzelfällen verlassen, weil zuviele Barrieren
einer spartenübergreifenden Befassung mit "angewandter
Kunst" entgegenstehen. Der Vielfalt denkbarer Aufgabenstellungen
müßte auch eine interne Organisationsvielfalt entsprechen,
bei der durchdachte Betriebssysteme für den notwendigen
Integrationsgrad sorgen.
Der hier dargestellte Entwurf einer "Projektorientierten
Organisation" für die Hochschule bildet einen geeigneten
strukturellen Rahmen für die Umsetzung der formulierten
Perspektiven. Er ist Ausdruck einer "Organisationsphilosophie",
die auf innovationsfördernde Arbeitsformen, projektorientiertes
Lernen, die Abwehr von Bürokratisierungstendenzen und
auf eine Entscheidung, und Mitbestimmungstransparenz ausgerichtet
ist.
Nicht ein organisationstheoretisches Modell von übertragbarer
Gültigkeit ist dabei die Ausgangsbasis, sondern ein aus
der Strukturanalyse und aus empirischen Erfahrungen mit verschiedenen
Vorhaben der Organisationsentwicklung abgeleitetes, konkret
auf die Erfordernisse an der Hochschule abgestimmtes Konzept.
Aus der Sicht einer kritischen Organisationstheorie ist nämlich
festzustellen, daß zwischen idealtypischen Vorschlägen
und der Arbeitswirklichkeit fast durchwegs nur eklektizistische
Verbindungen hergestellt werden konnten und sich die reale
Situation durch "Systementwicklungen" keinesfalls
durchwegs positiv, sondern oft sogar negativ entwickelt hat.
Die "Humanisierung der Arbeitswelt' wurde auf Nebenschauplätze
abgedrängt (funktionsgerechte Sitzmöbel, Maschinenhandgriffe,
Beleuchtung). Die Arbeitsbeziehungen haben sich zwar teilweise
etwas liberalisiert (Abbau autoritärer Strukturen, Delegation,
Dezentralisierung), die Strukturen und Systeme entwickeln
sich jedoch gleichsam mit einer Eigendynamik, in der trotz
Mitbestimmungsansätzen für qualitativ andere Arbeitsbedingungen
nur wenig Raum bleibt. Gerade an einer Kunsthochschule müßte
er jedoch ausgeweitet und strukturell abgesichert werden können.
Sie ist ein exemplarischer Ort für "eigenverantwortliches
Arbeiten" mit großen Freiheitsgraden und an den
organisatorischen Rahmen ist daher in erster Linie die Anforderung
zu stellen, es zu aktivieren und herauszufordern. Der oft
als "konservativ" diskreditierte Begriff der persönlichen
Verantwortung wird daher ganz bewußt ins Zentrum von
Entwicklungsüberlegungen gestellt, weil er maßgeblich
dazu beitragen kann, das Spannungsfeld, in dem individuelle
Tätigkeiten stattfinden, an Hand von Kriterien faßbarer
und damit gestaltbarer zu machen. Daß dabei die oft
sehr schematische Begriffswelt der Organisationstheorien verlassen
werden muß, ist nur von Vorteil, genauso wie der Umstand,
daß eine Annäherung wichtiger wird als jede formalistische
Präzisierung.
Bei konventionellen Fragen der Betriebsorganisation wird
es dabei etwa um die Antagonismen zwischen noch sinnvoller
Arbeitsteilung und Produktivitätszwängen gehen,
oder aber auch um die Leistungsfähigkeit des internen
Informationswesens (Entscheidungsvorbereitung, Darstellung
und Bewertung von Konsequenzen und Alternativen, nachfassende
Ergebnisbeurteilung. Letzteres betrifft bereits eine signifikante
Frage der Hochschulorganisation, da ein verantwortliches Entscheiden
bzw. Abstimmen logischerweise stark von der Dispositionsfreiheit,
von Vorinformationen oder von Kostendaten determiniert wird.
Eine qualifizierte Mitbestimmung ist immer zugleich eine Frage
nach der Transparenz und der Zugänglichkeit von Informationen.
Beim Studienverlauf geht es einerseits um den Grad seiner
Vorbestimmtheit, andererseits um die angebotenen Möglichkeiten
(Fachrichtungen, Kombinationen, Wechselmöglichkeiten,
Zugang zu Werkstätten, Ateliers, Studios), beides betrifft
auch Problemstellungen der Betriebsorganisation. Bei ihrer
Gestaltung ergibt sich die Divergenz, daß eine Ausrichtung
auf gleichartige "Fälle" zur Verfestigung von
Routinearbeit und anonymen Arbeitsprozessen führen kann
und dadurch die individuelle Herausforderung, das Hinarbeiten
auf Arbeitsresultate und deren konsequente Selbst- und Fremdbeurteilung,
untergraben wird. Bei der Entwicklung von Systemen ist immer
eine Tendenz zur "Überorganisiertheit" zu bekämpfen.
Eine Hochschule ist auch nicht auf quantifizierbare Ziele
ausgerichtet, daher haben Verhaltensmuster nicht jene gleichschaltende
Bedeutung, wie etwa die primär ökonomisch orientierte
Handlungsweise in Wirtschaftsunternehmen. Ein eigenverantwortliches
Arbeiten ist wegen der vielfältigen Bestimmungsfaktoren
nur bedingt organisierbar, als Leitlinie kann aber gelten,
daß es vor allem um eine Aktivierung von Motivationen
und einen Abbau von Demotivierungsaspekten geht.
Mit dem Begriff der "Projektorientierung" wird
die für eine "Verlebendigung" der Arbeitsweise
besonders wichtige Methode der Trennung von "Daueraufgaben"
und "Projekten" ins Zentrum der Organisationskonzeption
gestellt. Gerade für eine Kunsthochschule würde
eine generelle "Projektorientierung" Arbeitsformen
von großer Flexibilität und einen, den konkreten
Aufgabenstellungen und den individuellen Ansprüchen in
aktivierender Weise anpaßbaren Grad der Organisiertheit
(oder eben "Unorganisiertheit") ermöglichen.
(vgl : Christian Reder: Organisationsentwicklung
in der öffentlichen Verwaltung. Verantwortung, Resultate,
Strukturen. Paul Haupt Verlag, Bern und Stuttgart, 1977 und
"Verantwortung im Krankenhaus" im "Handbuch
Krankenhaus-Management"(Hrsg. Rolf Hildebrand/Wilfried
von Eiff), ecomed Verlag, München Landsberg, 1978-85)
Defacto werden bereits jetzt viele Tätigkeiten in projektähnlicher
Form durchgeführt und im wissenschaftlichen bzw. universitären
Bereich hat die Arbeit in "Projekten" in den letzten
Jahren eine extensive Ausweitung erfahren. Die Vorteile der
Schaffung abgegrenzter, zeitlich befristeter, auf die konzentrierte
Erarbeitung von Ergebnissen ausgerichteter Organisationsbereiche
werden offensichtlich in zunehmendem Maß erkannt, fast
durchwegs bleibt jedoch die "Stammorganisation"
unverändert. Erst wenn auch sie entsprechend weiterentwickelt
wird - also eine umfassende "Projektorientierung"
in der Aufbau- und Ablauforganisation verankert ist - kann
das von neuen Organisationsformen aktivierbare Potential gezielt
genutzt werden.
Bei der Konzeption einer "Projektorientierung"
wird davon ausgegangen, daß die klassischen Grundmodelle
der Organisationslehre
Linienorganisation (Einliniensystem; eine Stelle erhält
jeweils nur von einzigen Instanz Anordnungen)
Funktionale Organisation (Mehrliniensystem; jede Stelle
ist einer Mehrzahl von übergeordneten Stellen unterstellt)
Stab-Linien-Organisation (Trennung in beratende Stabsstellen
und entscheidende Linienstellen)
Projekt- und Matrixorganisation (grundsätzlich
geteilte Verantwortung und Mehrfachunterstellung, die einzelnen
Stellen vertreten ihr Fachgebiet)
auch als Mischtypen nur sehr bedingt einen geeigneten Rahmen
für innovative Entwicklungen liefern. (vgl.
dazu etwa: W. Hill, R. Fehlbaum, P. Ulrich: Organisationslehre
I und II, Paul Haupt Verlag, Bern und Stuttgart, 1976 (Band
I, Seite 191 ff.)) Selbst wenn nämlich der Stellenwert
von Projektarbeit erkannt wird, so wird sie doch in der Regel
als "Anhängsel" und Sonderfall organisiert.
Bei einer "Projektorientierung" der Gesamtorganisation
wird dieser Gedanke umgedreht, ihr Aufbau und ihre Abläufe
auf die Unterstützung von Projektarbeit ausgerichtet.
Das Gerüst bilden eigenverantwortlich geleitete Arbeitsbereiche
und zu "Zentralen Diensten" weiterentwickeIte beratende,
serviceorientierte Stabsstellen. Der Autonomiegrad bei künstlerisch-wissenschaftlicher
Arbeit und Lehrtätigkeit erfordert abgegrenzte, nicht
durch Mehrfachunterstellungen, Verantwortungsaufsplitterung
und verzweigte Einflußmöglichkeiten bedrängte
Bereiche und eine praktikable bereichsübergreifende Willensbildung
und Mitbestimmung.
Als "Projekt" werden in der Regel "zeitlich
beschränkte, innovative Aufgabenkomplexe" definiert
und zwar insbesonders Sonderaufgaben, die folgende Kriterien
erfüllen:
das Ziel ist im voraus festgelegt
die Frist für die Zielerreichung ist bestimmt
(Anfangs- und Endpunkt)
die Zielerreichung ist mit Unsicherheit und Risiko
verbunden
mehrere verschiedenartige Stellen sind daran beteiligt
(inter-departementales Spezialistenteam)
das Vorhaben besitzt eine gewisse Einmaligkeit (nichtrepetitiver,
innovativer Charakter)
die Mittel sind begrenzt. (Zit. nach:
W. Hill, R. Fehlbaum, P. Ulrich: Organisationslehre I a.a.0.
(Seite 201f))
An einer Kunsthochschule wird es zweckmäßig sein,
diese Definition zu erweitern und gegebenenfalls eine eigene
Typologie zu entwickeln, damit auch der experimentelle Charakter,
unbestimmtere Ziele und Fristen einbezogen werden.
Wichtig dabei ist die Abgrenzung von "Projekten"
und "Daueraufgaben". Charakteristikum von "Daueraufgaben"
ist die Kontinuität im Rahmen der im Organisationsaufbau
festgelegten Arbeitsteilung oder des Lehr- und Studienprozesses.
Durch eine ungesteuerte Überbetonung von Routinearbeit
verstärkt sich die Tendenz, daß jedwede Sondervorhaben
als Belastung empfunden werden oder aus anderen Gründen
zu Nebenaufgaben degenerieren. Bei einem Durchdenken von gewohnten
Arbeitsweisen lassen sich jedoch viele, im Normalfall oft
zusammenhanglos erledigte Tätigkeiten zu abschließbaren
"Projekten" herauslösen. Zahl und Umfang der
bereits in Projektform bearbeiteten Aufgaben (wie externe
Kooperationen, Auftragsarbeiten, Wettbewerbe, Organisationsänderungen,
komplexere Studienaufgaben, Ausstellungen oder Bauvorhaben)
wachsen dadurch an. Die verbleibenden "Daueraufgaben"
lassen sich kompakter strukturieren. Auch individuelle Tätigkeiten
können weitgehend in Einzelprojekte untergliedert werden,
als allgemeine "Organisationsphilosophie" greifen
jedoch solche Überlegungen vor allem dort, wo es um Teamarbeit
oder Gruppenaufgaben geht.
Wird somit der auf "Daueraufgaben" ausgerichtete
statische Organisationsaufbau um abgegrenzte, aber über
den Planungs-, Entscheidungs- und Beurteilungsprozeß
in ihn integrierte Bereiche der - teilweise interdisziplinären,
Klassen und Abteilungen überschreitenden - Projektarbeit
erweitert, so wird für zeitlich limitierte, auf konkrete
oder noch unbestimmte Arbeitsresultate ausgerichtete Vorhaben
eine sehr flexible, transparente und beurteilbare Arbeitsweise
ermöglicht (vgl. u. a. Figlhuber, Abschnitt 2.4 und 2.5).
In vielen Bereichen ist eine solche Ausrichtung zumindest
in Ansätzen bereits gegeben, aber eine konsequente Nutzung
der damit eröffneten Möglichkeiten beschränkt
sich noch auf Einzelfälle, da die Rahmenbedingungen nicht
genügend darauf abgestimmt sind und ein diesbezügliches
internes Selbstverständnis stärker unterstützt
werden müßte.
Ein vielfältiges Angebot von Projekten würde für
die Studenten wichtige Orientierungshilfen liefern und zu
einer Erprobung und Konzentrierung von Initiativen beitragen.
Einerseits kann so die Produktion konkreter "Resultate"
(Entwürfe, Modelle, Prototypen, schriftliche Ausarbeitungen,
etc.) in stufenweise - sehr lose oder auch sehr detailliert
- organisierter Form erfolgen, andererseits lassen sich auch
für schwer einordenbare Innovationsarbeiten (die nicht
so ohne weiteres auf bestimmte Ergebnisse auszurichten sind)
die entsprechenden Freiräume abgrenzen, innerhalb derer
Experimente möglich sind. Über verschiedene Arten
Formalisierung, wie etwa laufende Projektangebote, Anmeldung
einer Mitarbeit, Einsetzung von Projektleitern als Ansprechpartner
oder knappe Ergebnisdokumentationen könnten der vielfach
angesprochenen Unentschlossenheit und Passivität animierende
Strukturen gegenübergestellt werden. Die tendenziell
bereits stattfindende "Öffnung" der Hochschule
- durch stärkere Betonung von Gastprofessuren, Gastseminaren,
Schwerpunktprogrammen, kurzfristigen Lehraufträgen -
wirkt sich ohnedies auch bei den "Daueraufgaben"
des allgemeinen Lehrbetriebes defacto bereits in Richtung
einer Projektorientierung aus. Deren dezentraler Charakter
würde mit der Bereichsautonomie korrelieren, aber gleichzeitig
übergreifende Aktivitäten erleichtern. Vieles müßte
keineswegs zwingend im Hause stattfinden und daraus könnte
sich auch eine verstärkte räumliche Öffnung
ergeben.
Als Vorbedingungen für einen geordneten Ablauf von Einzelprojekten
gelten im allgemeinen folgende Regelungen:
Bezeichnung bzw. Aufgabe des Projektes
Ziel des Projektes
Namen des Projektleiters und der Mitarbeiter
Organisationsbeziehungen des Projektes zur Aufbauorganisation
(Projektträger,
Aufsichtsinstanzen)
Interne Struktur des Projektes (Aufgaben- und Verantwortungsgliederung)
Terminplan (Start-, Zwischen- und Endtermine)
Aufgabenpräzisierung
Arbeitsweise (Techniken, Hilfsmittel, Räume, etc.)
Kompetenzen (Personal, Sachmittel)
Budget
(Zit. nach: Der Bundesminister für Forschung
und Technologie (Hrsg.): Kommunales Projektmanagement. Ein
Handbuch zur Planung und Durchführung von Projekten.
Deutscher Gemeindeverlag W. Kohlhammer, Bonn, 1977 (Seite
48))
Für eine Kunsthochschule werden auch unkonventionellere
Lösungen angebracht sein. Der Grad an "Organisiertheit"
kann sich zwischen der bloßen Benennung eines berichterstattenden
Projektleiters (der u. U. kaum mehr als einen Beobachterstatus
braucht) und durchorganisierten, genau kalkulierten Vorgehensweisen
bewegen. Im Normalfall werden solche Projekte nur jenen Betreuungs-
und Berichtsaufwand erfordern, der als selbstverständliche
Agende jeder Leitungsfunktion angesehen werden muß.
Dort wo dies auf Schwierigkeiten stößt, z. B. wegen
einer ausgeprägten künstlerischen Abschirmung von
Lehrpersonen, könnte durch Delegation und zentrale Unterstützung
ausgleichend gewirkt werden. Die Funktion eines Projektleiters
wird in der Regel eine teilamtliche sein, sodaß auch
mehrere Projekte gleichzeitig betreut werden können,
genauso wie eine Mitarbeit zeitlich nur partiell in Anspruch
nimmt.
Durch eine bereichsübergreifende Kooperation, Berichterstattung
und Ergebnisdiskussion könnte sich eine neue Qualität
der formellen und informellen internen Koordination entwickeln.
Die vielfach isolierten und auseinanderstrebenden Bereiche
der Hochschule könnten in einen Prozeß der Integration
hineingezogen werden, ohne daß eine künstliche
"Einheit" beschworen werden muß. Jedenfalls
würde eine verstärkte Diskussion transparent gemachter
Projektergebnisse und Projektstudien wichtige Impulse für
ein Selbstverständnis der Hochschule und für ihre
gesellschaftliche Wirksamkeit liefern. Auch abgebrochene oder
fehlgeschlagene Vorhaben haben diesbezüglich ihren wichtigen
Stellenwert. Nicht zuletzt deshalb ist die Einstufung und
Verfolgung von Vorhaben als erklärte Projekte und die
Herstellung einer internen und externen Öffentlichkeit
als wichtiges Instrument der Erfahrungssammlung und einer
gebündelten Auseinandersetzung zu sehen.
Bei hochschulinternen Projekten ist der Spielraum für
Organisationsmethoden und Experimente sehr weit gesteckt.
Bei externen Kooperationsprojekten erhöht sich in der
Regel der Organisationsbedarf und es treten, vor allem wenn
eine offensivere Politik als bisher verfolgt werden soll,
eine Reihe spezieller Probleme auf (insbes. bei Urheber- und
Verwertungsrechten, Musterschutz, Lizenzen, Vertragsgestaltung,
Kontaktmanagement, Kalkulation oder Honorierung). Daher ist
es zweckmäßig, für sie im Rahmen einer generellen
Projektorientierung eine spezifische Form der gezielten Unterstützung
einzurichten ("Projektagentur"; siehe Abschnitt
2.3).
Als Vorstufe von definitiven, auf die verschiedenen Erfordernisse
an der Hochschule ausgerichteten Standards und Typen der Projektorganisation
(die bei einer Neuorientierung im Rahmen der Organisationsentwicklung
und von Trainingsveranstaltungen zu konkretisieren sind) kann
folgende Charakterisierung spezifischer Anforderungsniveaus
gelten:
Projektleiter mit Beobachterstatus und Berichterstatterfunktion
bei betont experimentellen Vorhaben, für die konkrete
Ergebniserwartungen, Budgets und Terminpläne eine unerwünschte
Einschränkung bedeuten
Projektleiter mit Beobachter-, Berichterstattungs-
und Beraterfunktion bei Vorhaben, für die eine koordinierende
Betreuung sinnvoll ist
Projektleiter mit definitiven Lenkungsfunktionen in
Bezug auf Arbeitsergebnisse, Termine oder Budgets
Projektleiter mit - ggf. vertraglich fixierter - genereller
Managementverantwortung (Ergebnisse, Personaleinsatz, Termine,
Budget); etwa bei Bauvorhaben, Ausstellungen, externen Kooperationsprojekten
Wichtig ist, daß die entsprechenden, innerhalb und
außerhalb des Hauses bearbeiteten Vorhaben als "Hochschulprojekte"
deklariert werden .
Von der Aufgabenstellung her reicht die Skala von bloß
vage umschriebenen Problemstellungen über verschiedene
Stufen der Präzisierung bis zu detailliert durchorganisierten
Arbeitsprogrammen (etwa in Form von Netzplänen).
Bei der Logistik der Projektorganisation sind als Minimalanforderung
informelle, auf die Person der Projektleiter konzentrierte
Lösungen denkbar, im Regelfall werden jedoch eine hinreichend
geregelte Arbeitsteilung, interne Entscheidungsprocedere,
Terminpläne, Budgets und eine adäquate Dispositionsfreiheit
notwendig sein. Bei komplexeren Aufgabenstellungen und insbesonders
bei der Kooperation mit externen Auftraggebern ist ein professioneller
Organisationsgrad unerläßlich, wobei jedoch auch
dann den Besonderheiten künstlerisch-wissenschaftlicher
Arbeit durch eine entsprechende Flexibilität Rechnung
zu tragen ist.
Über eine konsequente, in vielfältiger Weise organisierbare
Projektorientierung entsteht somit eine ständig in Bewegung
befindliche, gegen Routine und Bürokratisierung gerichtete
Arbeitssituation, in der dennoch für einen weit höheren
Grad an Transparenz gesorgt werden kann, als dies heute der
Fall ist. In praktisch allen Bereichen - sei es Architektur,
Design, Textil, Mode, Grafik, Restaurierung - können
über Projektstudien, interne und externe Projekte weite
Tätigkeitsfelder in dieser Weise gestaltet werden. Auch
rein wissenschaftliche Disziplinen (über Forschungsaufträge
und die Mitwirkung an Projekten) sowie die Administration
(Organisationsprojekte, EDV-Entwicklung, etc.) sind einbeziehbar.
Welche Anforderungen eine umfassende Projektorientierung
an die Gesamtorganisation der Hochschule stellt, wird anhand
der Bedingungen deutlich, die mit der Integration der Einzelprojekte
in ihren Aufbau und in ihre Informations- und Entscheidungsabläufe
verbunden sind.
Diese Eingliederung erfolgt primär
über die Einsetzung verantwortlicher Projektleiter,
die für Betreuung, Organisation, Berichterstattung und
gegebenenfalls auch für ein umfassendes Projektmanagement
zuständig sind (primär aus dem Mittelbau, was gleichzeitig
zu dessen Aufwertung und Aktivierung beitragen kann)
durch die Verpflichtung zu einer knappen, übersichtlichen
Berichterstattung (Projektankündigung, Aufgaben- und
Ergebnisdarstellung), die periodisch (z.B. quartals- oder
semesteweise) zu Gesamtplanungen und -informationen zusammengefaßt
werden
über eine kontinuierliche Behandlung bzw. Kenntnisnahme
der Projektprogramme durch die Entscheidungsinstanzen (Hochschul-
und Abteilungsleitung, Budgetplanung) und deren koordinierende
Unterstützung durch Zentralstellen (Büro des Rektors,
"Zentrale Dienste", "Projektagentur")
durch Orientierung der Lehrpläne auf Projektstudien
und Projektarbeit sowie auf die Mitwirkungs- und Wahlmöglichkeiten
der Studenten
durch eine auf die Unterstützung von Projektarbeit
ausgerichtete Arbeitsweise aller zentralen Einrichtungen (Administration,
Werkstätten, Studios, etc.)
durch ein Rechnungs-, Budgetierungs- und Informationswesen,
das eine Kostentransparenz und eine kalkulier- und kontrollierbare
Projektabwicklung sicherstellt.
Daraus wird - als Zwischenresumé der bisher verfolgten
Methode, die Organisationsfragen der Hochschule aus der Sicht
der Projektdurchführung anzugehen - deutlich, daß
für eine Neuorientierung umfassende Entwicklungsmaßnahmen,
insbesondere bezüglich des tatsächlichen Autonomiegrades,
der Dispositionsfreiheit, des Rechnungs- und Budgetierungssystems,
der Struktur von Zentralstellen oder personalrechtlicher Regelungen
notwendig sind.
Gerade bei einer extensiven Umformung und Erweiterung von
Hochschulaktivitäten durch Projekte werden Schwächen
und Hemmnisse der heutigen Organisation in signifikanter Weise
sichtbar. Es muß eine neue "Funktions-Logik"
gesucht werden, über die ein bloßes Verwalten und
Improvisieren durch strukturell abgesicherte Möglichkeiten,
das Betriebsgeschehen auf allen Ebenen aktiv zu gestalten,
abgelöst werden kann.
Die bisher erfolgte Betonung systemtechnischer Aspekte des
Hochschul-"Betriebes" war eine bewußte Antithese
zur landläufigen, oft simpel defensiven Berufung auf
eine (unvergleichliche) Sonderstellung von Hochschulen im
allgemeinen und Kunsthochschulen im besonderen. Die damit
angesprochene "Freiheit" (der Kunst, der Lehre,
der Wissenschaft, der Forschung) darf nicht den Biick auf
sie absichernde und beeinträchtigende Einfluß-
und Betriebssysteme und deren Gestaltbarkeit verstellen.
Eine Kunsthochschule ist - stärker noch als andere Organisationen
- ein Konglomerat verschiedener Funktionen und Beziehungen.
Im Rahmen ihrer Eigenständigkeit ist sie ein Betrieb,
der bestimmte Leistungen anbietet, der Forschungseinrichtungen,
Verwaltungsstellen und Werkstätten hat, deren Arbeit
und Zusammenwirken organisiert werden muß. Als Teil
der staatlichen Verwaltung ist sie untergeordnete Verwaltungsstelle.
Allein schon die Dualität von Betriebs- und Verwaltungsaspekten
schafft latente Divergenzen. Die Hochschule besteht aus schwer
zugänglichen, abgeschlossenen Bereichen (Meisterklassen)
und offenen, überfüllten, beeinflußbaren (Vorlesungen,
Lehrgänge). Ein Teil ihres Personals hat unkündbare
Lebensstellungen, der andere bleibt (freiwillig oder erzwungen)
mobil. Die Höhe der Gehälter wird nur bedingt durch
ausgeübte Funktionen bestimmt. Ein Teil der Entscheidungsträger
ist auf Zeit gewählt, der andere (unbefristet) bestellt.
Bei einem Teil der Studenten dominiert die Berufsausbildung,
beim anderen die von der Nutzung her noch unbestimmte Weiterbildung.
In einigen Bereichen sind handwerkliche Fähigkeiten wichtig,
in anderen spielen sie keine Rolle. Die Lehrformen reichen
von freiem Experimentieren bis zu traditionell stringenten
Prüfungsformen. Bei der Beurteilung von Wissen schweben
Standards im Raum, bei der Beurteilung von Können ist
eine Subjektivität unumgänglich. Die Durchlässigkeit
der einzelnen Bereiche für verzweigte Studien ist auch
durch Aufgabenabgrenzungen und Methodenunterschiede erschwert.
Die Hierarchien sind relativ starr, ein hochschulinterner
Aufstieg von Angehörigen des Mittelbaus kommt kaum vor.
Informelle Gruppenbildungen haben ein großes Gewicht.
Außenkontakte - insbesonders mit externen Auftraggebern
- entstehen primär aufgrund persönlicher Beziehungen.
Die Interessen des Lehrpersonals konzentrieren sich oft nur
zum Teil auf hochschulinterne Aufgaben. Die Möglichkeiten
der Leitungsinstanzen zu einer Koordinierung sind sehr limitiert.
Bei der organisierten Mitbestimmung dominieren oft formal-schematische
Aspekte.
Aus derartigen Bestimmungsfaktoren ergibt sich ein Bild der
Hochschule als "Soziales System", das sich in vielen
seiner Auswirkungen einer gesetzlichen und betriebsorganisatorischen
Regelung entzieht. Für systemtechnische Überlegungen
besonders signifikant ist, daß sie zwar vielfältige
Leistungen erstellt, ihre gesamte philosophisch-kulturelle
Wirksamkeit jedoch nicht konkret bewertet werden kann. Sie
wird nur punktuell (vor allem über Projekte) und oft
erst längerfristig sichtbar. Die besonders in den 70er
Jahren stark belebten Bemühungen um eine "Quantifizierung
der sozialen Realität", um eine "Meßbarkeit
der sozialen Entwicklung", um "Sozialindikatoren"
oder "Sozialbilanzen" haben sich in erster Linie
auf die Makroebene konzentriert. "Input-Output-Analysen"
wurden laufend verfeinert und differenzierte Indikatorensysteme
entwickelt. Fragmentarisch sind sie auch zur Grundlage planender
Politik geworden. Die Interessenslage führt jedoch dazu,
daß solche quantifizierbaren Aussagen vor allem zu Leistungsnachweisen
umfunktioniert und einer kritischen Objektivität dienende
Daten unterdrückt werden. Auf der Mikroebene einzelner
Betriebe, oder eben auch einer Hochschule, wirken ähnliche
Mechanismen, es liegen aber auch noch keine hinreichend akzeptierten
Indikatoren-Systeme vor, mit denen nicht- oder metaökonomische
Leistungen, Resultate oder Wirkungen schlüssig quantifiziert
werden könnten. Die Versuche, "Sozialbilanzen"
zu erstellen, in denen z. B. Umweltschutz-, Energiespar- oder
Gestaltungsleistungen gesondert ausgewiesen werden, sind in
werblich orientierten Selbstdarstellungen steckengeblieben.
Für die Kunsthochschule bleibt daher die - weiter zu
differenzierende - Budgetpolitik der dominierende Regelungsmechanismus.
Eingesetzte Mittel könnten demnach als gesellschaftspolitische
Investitionen eingestuft werden, die der (angewandten) Kunst
- als "alternative Form der Produktion von Erkenntniswerten"
- einen entsprechenden Stellenwert sichern sollen.
Gerade eine solche "Unbestimmbarkeit" der Außenwirkung
ist jedoch ein Hauptargument für die Weiterentwicklung
der internen Arbeitsorganisation und der Rahmenbedingungen
für externe Kooperationsprojekte. Daß eingesetzte
Mittel in einer, den Marktmechanismen weitgehend entzogenen
Organisation sinnvoll verwendet werden, dafür ist zu
allererst über geeignete Arbeitsbedingungen zu sorgen.
Eine Kunsthochschule würde ihrer Aufgabe nicht gerecht
werden, wenn die in ihr ermöglichte Arbeitsweise nicht
geradezu darauf ausgerichtet wäre, daß sich Lehrer
und Studenten immer wieder einem "Methodenzwang"
widersetzen. Sie hat einen Innovationsauftrag. Schöpferische
Arbeit braucht die "Unorganisiertheit" oder zumindest
die Nähe zu ihr. Jede "Überorganisiertheit"
blockiert. Es muß Freiräume geben, die von den
Zwängen einer "verwalteten, durchorganisierten Welt"
abgeschirmt sind. Andererseits entsteht oft erst aus einem
Widerstand heraus Kreativität und konkrete - also in
irgendeiner Form organisierte - Aufgabenstellungen können
zur Aktivierung eines Erfindungsreichtums zwingen . Einmal
muß es um die Abwendung von der (konventionellen) Praxis
gehen, dann wiederum um ein bewußtes Eindringen in sie.
Eine exponierte individuelle Arbeit muß genauso möglich
sein, wie eine Zusammenarbeit in Teams. Wahlmöglichkeiten
sind wichtig. Für die Herstellung von Objekten und Produkten
und den Erwerb handwerklicher Fähigkeiten sind die Einrichtungen
bereitzustellen (also auch zu organisieren). In einigen Bereichen
geht es um - sich einer unmittelbaren Nützlichkeit verweigernde
- Kunst, in anderen ausdrücklich um angewandte - also
verwertbare - Kunst, bei den Kunstpädagogen um das Weitervermitteln
von Kunst und ganz allgemein um die Aktivierung künstlerischer
Fähigkeiten. Vieles dreht sich um den Mythos, daß
künstlerische Arbeit anarchische Situationen braucht.
Tendenziell ist dies sicher richtig, noch deutlicher dürfte
allerdings feststehen, daß eine konsequente künstlerische
Produktionsweise mit einem hohen Grad an Selbstorganisation
verbunden sein muß. Einen Gegensatz dazu bilden Ansprüche
die von der Hochschule gut organisierte Leitungsinstanzen,
Verwaltungsbereiche, Bibliotheken oder Werkstätten fordern.
Für Entwicklungsüberlegungen ergibt sich daraus
die fast paradoxe Aufgabe, sehr verschiedene Grade von Organisiertheit
und Unorganisiertheit zu organisieren und eine Struktur festzulegen,
in der verschiedenartige Arbeitsformen Platz haben und dennoch
eine übersichtlich handhabbare, integrierende Planung
und Koordination stattfinden kann.
Ein Mehr an Bürokratisierung wäre eindeutig der
falsche Weg. Die oft - sozusagen selbsttätige - Automatik
in Richtung immer engmaschigerer Normen würde bloß
Entfaltungs- und Innovationsmöglichkeiten abtöten
und den Verwaltungsaufwand erhöhen. Der diesbezügliche
Druck bleibt allerdings aufrecht, solange nicht dafür
gesorgt wird, daß durch eine Weiterentwicklung der Hochschulorganisation
ein, dem notwendigen Grad an Eigenständigkeit entsprechendes,
betriebliches Instrumentarium verfügbar ist, das intern
und für übergeordnete Instanzen eine Handlungsfähigkeit
auf einer neuen Basis sicherstellt.
Nicht um eine (lineare) systemtechnische Ausgestaltung geht
es, sondern um eine Neuorientierung der essentiellen Organisationsmechanismen.
Die vorgelagerten Grundgedanken für eine ausgewogene
Regelungskonzeption konzentrieren daher auf
die Erweiterung der "betrieblichen" Autonomie
und Eigenverantwortung
die Neuorientierung des Zusammenwirkens innerhalb
des bestehenden (in bestimmten Bereichen neu zu gestaltenden)
Organisationsaufbaus
die Schaffung eines Instrumentariums für die
weitgehend eigenständige Steuerung des Betriebsgeschehens
und für die Rechenschaftslegung gegenüber internen
und übergeordneten Instanzen (neustrukturiertes Rechnungs-
und Berichtswesen, Personal- und Sachkostenbudgets pro Bereich)
die konsequente Trennung von Daueraufgaben und Projekten
und die Bereitstellung unterstützender Dienstleistungen
und Instrumentarien für eine durchgehende "Projektorientierung"
der internen Arbeitsweise.
Durch eine - von Organisationsmaßnahmen ausgelöste
- Neuorientierung des Zusammenwirkens soll vor allem erreicht
werden
daß den hochschulinternen Entscheidungsinstanzen
eine systematischere Unterstützung bei ihrer Aufgabenerfüllung
geliefert wird (Entscheidungsunterlagen, Kostendaten, Berichtswesen,
Projektsteuerung)
daß Leitungsfunktionen klarer von Beratungs-
und Dienstleistungsfunktionen abgegrenzt werden, als dies
derzeit der Fall und im Alltag jeder "gewachsenen"
Organisation anzutreffen ist
daß eine Benutzung administrativer Vorgänge
als Möglichkeit zur ungesteuerten Beanspruchung von Entscheidungskompetenzen
unterbunden wird, also Entscheidungen tatsächlich von
den Stellen gefällt werden, denen sie sinnvoller Weise
zugeordnet sind (ggf. mit Unterstützung durch Beratungsstellen)
daß zusätzlich zu gesetzlichen Regelungen
die Verantwortlichkeiten und das Selbstverständnis in
den einzelnen Arbeitsbereichen präzisiert werden
daß durch eine sinnvolle Zentralisierung bestimmter
Aufgaben alle dezentralen Bereiche auf wirkungsvolle Weise
entlastet und unterstützt werden und sie auf ein qualifiziertes
internes Leistungsangebot dieser Zentralstellen zurückgreifen
können
daß die Abwicklung und Unterstützung interner,
vor alle. aber auch externer Projekte geeignet verankert ist
daß für eine kontinuierliche weitere Entwicklung
der Organisation und die Projektorientierung durch eine entsprechende
Dispositions- und Gestaltungsfreiheit Vorsorge getroffen wird.
Damit werden im Prinzip Minimalanforderungen an die Funktionsfähigkeit
einer Organisation skizziert, die sich im konkreten Fall aus
der Strukturanalyse ableiten.
Die (pragmatische) Vision, auf die die dahinter stehende
Denkweise abzielt, ist primär auf eine fundierte Transparenz
des Betriebsgeschehens gerichtet, da sie die Voraussetzung
für eine wirkungsvoll gestaltende Politik und für
demokratische Entscheidungsprozesse ist. Die Entscheidungs-
und Erledigungskapazität, die strukturelle Anordnung
von Mitwirkungsmöglichkeiten (i.w.S.), sowie die Zugänglichkeit
und Benutzbarkeit von Informationen sind Hauptkriterien für
das erreichte Niveau innerbetrieblicher Kooperation.
In diesem Sinn sollte die heutige Organisationsform auf folgende
(über vier primäre Ansatzpunkte zu charakterisierende)
"Funktions-Logik" ausgerichtet werden:
(1) Umformung und Stärkung der obersten Leitungsinstanz.
Weder Rektor noch Gesamtkollegium verfügen heute über
die Kompetenzen und das Instrumentarium für eine aktive,
voll verantwortliche Wahrnehmung ihrer Aufgaben.
Als Reform wird von der Arbeitsgruppe "Neuorientierung"
die Bildung eines Direktoriums vorgeschlagen ("Direktoratsverfassung"),
in der etwa fünf Vertreter verschiedener Sparten zusammenarbeiten,
die für eine, höchstens aber zwei etwa fünfjährige
Funktionsperioden bestellt werden und ihre Aufgabe im wesentlichen
vollamtlich erfüllen. Dieses Direktorium ist das kollektive
oberste Leitungsorgan der Hochschule, der Vorsitz sollte regelmäßig
(etwa alle zwei Jahre) rotieren. Voraussichtlich ist es zweckmäßig,
es noch um den Vertreter des Verwaltungsbereiches ("Zentrale
Dienste") und den Leiter der "Projektagentur"
zu erweitern (ggf. bloß in kooptierter Form).
Das Gesamtkollegium könnte im Sinne eines Aufsichtsorgans
für die Genehmigung von Grundsatzbeschlüssen, Tätigkeits-
und Budgetberichten zuständig bleiben.
Unabhängig von Fragen der konkreten Ausgestaltung dieser
Instanzen ist es wichtig, daß sie im Zuge einer Verselbständigung
kompetenzmäßig deutlich aufgewertet werden. Das
Direktorium würde strukturell etwa dem Vorstand eines
Unternehmens entsprechen, in seinem Sekretariat müßten
adäquate Assistenzpositionen vorgesehen werden (Entscheidungsvorbereitung,
Koordination). Die Mitbestimmung würde sich in dieses
Modell, ähnlich wie in Wirtschaftsunternehmen, einerseits
auf den Arbeitsplatz und die Abteilungsebene, andererseits
auf Aufsichtsinstanzen konzentrieren. Der dadurch strukturell
- wenn auch nicht sozusagen automatisch in der Praxis - gegebene
Vorteil liegt aus der Sicht konsequenter Mitbestimmung in
einer klaren Interessensgegenüberstellung, die durch
eine formalisierte Mitwirkung im Direktorium verwischt würde
(Problemkreis: "Betriebsräte" als "Vorstandsdirektoren").
(2) "Zentrale Dienste" an Stelle traditioneller
Verwaltungsabteilungen.
Interpretation und Ausgestaltung jener Verwaltungsfunktionen
und technischen Einrichtungen, die zweckmäßigerweise
außerhalb der Abteilungen zentral eingegliedert sein
sollen, als (administrative) "Zentrale Dienste"
und als (ausbildungsorientierter) "Studio-Bereich"
(Arbeitstitel), mit dem Auftrag zu einem entstehenden Leistungsstandard
und zu einer gezielten Unterstützung und Beratung der
anderen Stellen.
Es ist nicht ein bloßes Spiel mit Begriffen, wenn eine
bestimmte Verwaltungseinheit oder eine Werkstatt nicht mehr
bloß als solche, sondern ausdrücklich als interner
"Dienstleistungsbereich" eingestuft wird, der "Abnehmern"
gegenübersteht, durch deren Beurteilung sich das Leistungsniveau
abschätzen läßt. In solchen Bereichen geht
es dann ausdrücklich um ein "Service" und wenn
sich diese - organisatorisch zu untermauernde - Auffassung
durchsetzt, dann besteht eine gute Chance, daß ein interner
Mechanismus in Gang gesetzt wird, auf Grund dessen sich die
Leistungsbeziehungen qualitativ wesentlich verbessern können.
Ohne eine solche Lösung kann die - oft als ungeachtete
Routine eingestufte - Arbeit solcher Bereiche nicht in eine
aktivierende Struktur eingebettet werden. Eine Vorbedingung
dafür ist ihre deutliche Deklaration als selbst nur im
eigenen Innenbereich entscheidungsbefugte Funktionen und ihre
Einbindung in den generellen Planungs- und Entscheidungsprozeß.
Als "Zentrale Dienste" sind einzustufen:
Rektorat und angeschlossene Arbeitsbereiche
Quästur
Organisationsprojekte (z. B. EDV, Systementwicklung)
Auszubauen sind betriebswirtschaftliche und organisatorische
Beratungsfunktionen.
Einem zentralen "Studio-Bereich" (Arbeitstitel
für die allgemein zugänglichen technischen Studieneinrichtungen)
sind zuzuordnen:
Zentralwerkstätten, zentrale Ateliers und Studios
Hochschulbibliothek und Hochschularchiv.
(3) "Öffnung" der Hochschule durch gezielte
Förderung interner und externer Kooperationsprojekte
Einrichtung einer "Projektagentur" mit der Aufgabe,
die Kooperation mit externen Auftraggebern gezielt auszuweiten,
solche Projekte vorzubereiten, sie beratend zu unterstützen
und an einer interdisziplinären Beteiligung, an der Terminplanung,
Budgetierung, Kalkulation, Berichterstattung und Ergebnisauswertung
mitzuwirken.
Unter Vorwegnahme der Argumentation im nachfolgenden Abschnitt
2 ist hier festzuhalten, daß die derzeitige Organisation
und Betreuung interner und externer Kooperationsvorhaben unzureichend
ist und deren angestrebte Ausweitung die Einrichtung einer
eigenen Förderungsinstanz erfordert.
(4) Generelle "Projektorientierung" der Hochschulorganisation
Projektorientierung der Gesamtorganisation durch Abgrenzung
von Daueraufgaben und Projekten, Ausrichtung des betriebsorganisatorischen
Instrumentariums auf die hochschulinterne und die externe
Projektarbeit (Planung, Budgetierung, Berichterstattung, Ergebnisdiskussion).
Die Zuständigkeit für Einzelprojekte wird zweckmäßigerweise
jenen Fachbereichen zuzuordnen sein, von denen sie inhaltlich
geprägt sind, bzw. denen der bestellte Projektleiter
angehört. Die (teilamtlichen) Projektmitarbeiter können
von verschiedenen Bereichen abgestellt werden. Auch Absolventen
(ggf. im Zusammenhang mit einer Post-graduate-Akademie) und
externes Fachpersonal sind einzubeziehen, ebenso wie die Zusammenarbeit
mit anderen Institutionen. Zentralstellen ("Projektagentur",
"Zentrale Dienste", "Studio-Bereich",
"Direktorium") liefern die notwendige Unterstützung.
Die internen Entscheidungsprocedere sollten sich dominant
mit diesen Vorhaben befassen. Praktisch für jeden Hochschulbereich
ist ein signifikanter Anteil von Projektarbeit denkbar (Projektstudien,
Auftragsarbeiten, organisatorische Entwicklungsvorhaben, etc.).
Zentrale und dezentrale Hochschulbereiche werden strukturell
gestärkt.
Die Informationsgrundlagen für eine derartige Neuorientierung
der internen Funktionsweise verbessern sich mit dem Grad der
Transparenz bei den Kostendaten (Reform des Rechnungswesens,
Neuregelung der Dispositionsfreiheit, Rückstellungsmöglichkeit,
neuer Kontenplan, Abteilungs- und Projektbudgets, etc.), des
internen Berichtswesens (Planungsprogramme, Tätigkeits-
und Projektberichte, Projektprotokolle, Entscheidungsunterlagen)
und mit einer strukturellen und budgetären Verankerung
der betrieblichen "Sondervorhaben".
Derzeit werden jährlich etwa 10 - 15 externe Projekte
und vermutlich einige Dutzend projektähnliche interne
Vorhaben durchgeführt. Bei einem Personalpotential von
etwa 200 Lehrkräften und 1000 Studenten erscheint eine
Ausweitung dieses Volumens auf 100-200 kleinere und größere
Projekte pro Jahr durchaus als realistisch. Eine solche Zahl
würde auch eine entsprechende Aufgabenvielfalt garantieren,
obgleich es natürlich nicht so sehr die Zahl selbst,
sondern die Signifikanz von Arbeitsinhalt und Arbeitsweise
ist, die eine generelle Projektorientierung charakterisiert.
So werden aber die Quantität und die Steuerungsanforderungen
sichtbar.
Die Darstellung "Projektorientierte Organisation - Funktions-Logik",
vermittelt ein Bild der grundlegenden Funktionsweise des Organisationskonzeptes.
Im Zentrum stehen direkte und übersichtliche Entscheidungs-
und Kommunikationsbeziehungen zwischen den Arbeitsbereichen,
den Abteilungen und dem Direktorium. Als herausgelöste,
zentrale Service- und Unterstützungsinstanzen wirken
die "Zentralen Dienste" (Rechnungswesen, Budgetierungssystem,
Personalverwaltung, Studienangelegenheiten, Material- und
Hausverwaltung, Einkauf, etc.), die "Projektagentur"
und der "Studio-Bereich" (Zentralwerkstätten,
zentrale Ateliers und Studios, Bibliothek, Archiv). Damit
kann der Lehrbetrieb von administrativen Zuständigkeiten
entlastet und zugleich gezielter durch in eigene Verantwortungsbereiche
zusammengefaßte SteIlen unterstützt werden. Die
Kompetenzgliederung wird eindeutig und verständlich,
für die Konfliktregelung lassen sich präzise Zuständigkeiten
festlegen.
Der auf eine geeignete (und kontinuierlich weiterentwickelbare)
Funktionsgliederung bei den "Daueraufgaben" ausgerichtete,
grundlegende Organisationsaufbau wird von einer Ebene der
"Projektarbeit" überlagert, die über die
individuelle Projektleiterverantwortung und das Informations-
und Rechnungswesen in flexibler Weise in diesen integriert
ist. Über Budgets für jeden abgegrenzten Arbeitsbereich
und für Projekte kann ein Regelungssystem aufgebaut werden,
das einen weit höheren Grad an gestaltender Hochschulpolitik
ermöglicht, als dies derzeit der Fall ist.
Voll zum Tragen kommt dies jedoch nur bei einer abgesicherten
Verselbständigung der Hochschule und einer Verlagerung
aller für eine verantwortliche "Geschäftsführung"
notwendiger Kompetenzen in ihren Bereich.
Von der Regierungs- und Ministeriumsebene aus lassen sich
über gesetzliche Organisationsvorschriften, das Procedere
der Budgetbewilligung, Rahmenrichtlinien oder spezielle Genehmigungspflichten
politische Absichten auch dann umsetzen, wenn der Hochschule
wesentlich höhere Eigenständigkeit zugesprochen
wird. Die oft unübersichtlichen Strukturen direkter und
indirekter Einflußnahmen würden durch neu überdachte,
komprimierte Kommunikations- und Entscheidungsbeziehungen
ersetzt werden. Allein ein Abgehen von der Kameralistik erhöht
die Transparenz des Betriebsgeschehens und damit die Funktion
einer Budgetpolitik entscheidend.
Ein Beharren auf den derzeit geläufigen Organisationsformen
ist vermutlich primär auf die Automatik gewohnter Verfahrensweisen,
aber auch auf die "Tradition" des direkten und persönlichen
Hineinregierens und Hineinadministrierens zurückzuführen.
Dabei stellt sich selbst die Frage "Zentralisierung oder
Dezentralisierung" angesichts veränderter systemtechnischer
Möglichkeiten nicht in jener Polarität, die ihr
häufig noch zugeordnet wird. Große Bereiche der
staatlichen Verwaltung - wie etwa die Hochschule und die ihr
übergeordneten ministeriellen Stellen - lassen sich durchaus
in verselbständigte Organisationen aufgliedern, indem
gleichzeitig der zweckmäßige Integrationsgrad gewahrt
wird. Als, wenn auch nur über Analogieschlüsse zutreffende
Beispiele lassen sich dafür etwa Organisationsformen
internationaler Konzerne anführen, die fast durchwegs
eine ausgeprägte Dezentralisierung (weitgehend selbständige
Werke, Firmen, Tochtergesellschaften) mit einem wirksamen
Apparat für Direktiven und Kontrollen verbinden. Übertragen
auf die Organisationsfragen der Hochschule wird so vielleicht
deutlicher, daß es um die konkret organisierte Balance
zwischen übergeordneten Zentralstellen und einer aktivierenden
Dezentralisierung geht. Auf der einen Ebene sollte "Grundsatzpolitik",
auf der anderen "Ausführungspolitik" gemacht
werden, wobei u. U. beidseitig deren Qualität von der
gegenseitigen Herausforderung abhängt.
Selbst an einem so lapidaren Beispiel, wie einem zentralisierten
Einkauf läßt sich zeigen (und bei genauerer Analyse
oft auch nachweisen), daß die ökonomischen Vorteile
aus Preisnachlässen und Standardisierung bei dezentralen
Zuständigkeiten ebenso erzielt (abrufbare Rahmenverträge)
und durch Einsparungen beim Bestellwesen, bei der Lagerhaltung
oder durch eine kompetente Mitwirkung der Besteller noch erhöht
werden können. Jedenfalls belegen auch Erfahrungen auf
dem Hochschulsektor im allgemeinen, daß mit den jetzigen
Regelungen gerade bei der Beschaffung die - vielfach sehr
spartanische, andernorts jedoch wieder sehr luxuriöse,
oft bis ins Nutzlose gesteigerte - Ausstattung (etwa mit technischem
Gerät) nur sehr unbefriedigend gesteuert werden kann.
Es ist auch festzuhalten, daß mit dem Grad der Zentralisierung
von Beschaffungskompetenzen (etwa beim Einkauf oder bei Bauvorhaben)
tendenziell die Korruptionsanfälligkeit steigt. Bei geeigneten
dezentralen Konzeptionen arbeiten die Besteller mit serviceorientierten
Abwicklungsinstanzen zusammen, die Budgetverantwortung und
Ausstattungsprogramme kommen voll zum Tragen, die Entscheidungsprozesse
sind betriebsintern verankert und diese Transparenz trägt
zu einem Interesse an nachvollziehbaren, vernünftigen
Lösungen bei.
Als Abschluß des Abschnittes 1 ist zu betonen, daß
der Entwurf einer "Projektorientierten Organisation"
einen geeigneten systemtechnische Rahmen für alle einzelnen
Vorschläge der Arbeitsgruppe "Neuorientierung"
bildet, für Detailvarianten Raum läßt und
in seiner Gesamtheit (Aufbau- und Ablauforganisation) als
Voraussetzung einer grundlegenden Reform im Sinne der insgesamt
entwickelten Konzeption anzusehen ist.
Deren wesentliche Einzelelemente werden hier nochmals in
einen Zusammenhang mit Organisationsfragen gestellt:
Der Forderung nach einer fließenden Abschaffung
des Meisterklassenprinzips und starr hierarchischer Strukturen
kann im Rahmen einer "Projektorientierten Organisation"
grundsätzlich problemlos entsprochen werden. Eine generelle
Umstellung der Berufungspraxis auf kurz- und mittelfristige
Verträge würde durch sie sogar fundiert vorbereitet.
Der Forderung nach einem weit gefächerten, flexibel
nutzbaren Lehrangebot (Gastprofessuren, Blockseminare, Ausbildungsschwerpunkte,
Angebotserweiterung, Wahlmöglichkeit, interne Durchlässigkeit)
kommt die organisatorische Ausrichtung auf Projektarbeit entgegen.
Der Forderung nach einem breiten Angebot von Werkstätten,
Ateliers und Studios, die allen Studierenden offen stehen
und die von Fachleuten bzw. Facharbeitern geführt werden,
entspricht die Konzeption wirksamer, zentraler Servicestellen
("Studio-Bereich"), für die ein Stufenplan
zu erarbeiten ist (Unterstellung, Neuregelung der derzeit
unbefriedigenden Vertragsgestaltung, personelle Anforderungen,
Organisation, technische Ausstattung, Instandhaltung, Lagerhaltung,
Benutzungsregelungen, projektbezogene Kostenverrechnung, Versicherungsfragen,
räumIiche Lösungen unter gegebenen und anzustrebenden
Bedingungen).
Die geforderte Streichung der jetzigen ungerechten
Form der Aufnahmsprüfung und die Schaffung eines allgemeinen
Basis- und Orientierungsjahres unter Ausweitung von (Berufs-)
Beratungsfunktionen sind organisatorisch vor allem mit Fragen
der Zuständigkeiten, des Personalaufwands, des Raumbedarfs
und der Studienstruktur verbunden.
Ähnliches gilt für die Integration einer
"Post-graduate-Ausbildung" in das generelle Lehr-
und Ausbildungsangebot.
Die Forderung nach kollektiver Führung der Hochschule
durch ein "Direktorium" ergibt sich aus der Notwendigkeit,
die Leitungsinstanzen aufzuwerten und kompakter zu strukturieren.
Die Forderung nach einer weitreichenden Personal-
und Budgetautonomie der Hochschule unter Aufsicht durch den
Bundesminister für Wissenschaft und Forschung ist die
Konsequenz der Argumentation für eine Neuorientierung
des gesamten Betriebsgeschehens.
Der Forderung nach einer praxisgerechteren Ausbildung
durch Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und anderen Institutionen
wird durch die Projektorientierung, die Projektagentur und
den Studio-Bereich entsprochen.
Das gleiche gilt für die Forderungen nach verbesserten
Möglichkeiten der Produktentwicklung, nach einer intensiveren
Mitwirkung der Hochschule bei der Vermarktung entworfener
und entwickelter Produkte, nach neuen Kooperationsformen mit
der Wirtschaft und nach Mitarbeitsmöglichkeiten für
Studenten im Bereich der Vermarktung und Verwertung hauseigener
Entwürfe und Produkte.
Die einzelnen vorgeschlagenen Strukturänderungen
beim Ausbildungsangebot (Basiskurse, Reform der Kunstpädagogen-Ausbildung,
neue Themenschwerpunkte wie Medientheorie, Alltagskultur,
Kunstwissenschaft; Ausbau des Seminarangebots, Projektstudien,
etc.) betreffen zum Teil den legistischen Bereich und Fragen
der Detailorganisation. Zum Organisationsvorschlag haben sich
keine Widersprüche ergeben. Damit sich längerfristige
Entwicklungsschritte (oder -möglichkeiten) organisatorisch
konzipieren lassen, sollte das Ausbildungsangebot in Form
variabler Szenarien weiterentwickelt werden. Als Basis dafür
wurde die folgende Status-quo-Übersicht erstellt.
Die Situation und die Schlussfolgerungen zum Thema "Externe
Kooperation" werden im Detail im anschließenden
Abschnitt 2 behandelt.
|
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oben
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2. Ausbau der externen Kooperation
2.1 Bisherige Kooperationsvorhaben
(hier nicht enthalten)
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2.2 Falldarstellungen
(hier nicht enthalten)
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2.3 Projektagentur
Sobald es zu einer generellen Projektorientierung der Hochschulorganisation
kommt, bildet die Zusammenarbeit mit externen Auftraggebern
bloß einen Spezialfall interdisziplinärer Kooperation,
der bestimmte Zusatzmaßnahmen erfordert, jedoch vom
Ablauf her voll integrierbar ist.
Das für den Hochschulsektor generell zutreffende Unbehagen
über unbefriedigende Ergebnisse bei einer Vielzahl gesondert
abgewickelter und finanzierter Projekte ist fast durchwegs
auch auf unzureichende organisatorische Rahmenbedingungen
zurückzuführen.
Eine "Kultur" im Umgang mit Projektgruppen oder
mit professioneIlen Consulting-Unternehmen ist in Österreich
erst vereinzelt bis zu einem Niveau entwickelt, auf dem diese
Arbeitsform und Arbeitsverflechtung in konsequenter und kontinuierlicher
Weise gehandhabt wird. Vor diesem Hintergrund ist es für
Initiativen aus dem universitären Bereich schwierig,
ihre Vorgehensweisen auf die Standards von qualifizierten
internationalen Forschungseinrichtungen oder Beratungsunternehmen
auszurichten. Die Nachfrageseite ist ihrerseits häufig
eher unerfahren in der Nutzung dieses Potentials. Weder das
Angebot noch der Bedarf sind Gegenstand aktiver Vermittlungsbemühungen.
Aufträge haben vielfach einen Zufalls- oder Alibicharakter.
Oft ist der Eindruck schwer zu entkräften, daß
ein Geschick bei der Zuteilung von Fördermitteln belohnt
und eine Beschäftigungstherapie für wissenschaftliches
Personal durchaus gewollt ist. Bei der Auftragsvergabe spielen
Konkurrenzofferte, effektive Leistungsnachweise, persönliche
Arbeitsbiographien, ausgearbeitete und kalkulierte Projektvorschläge
oder dezidierte Vertragsverhandlungen häufig keine essentielle
Rolle, oder zumindest nicht jene, die ihnen etwa bei professionell
vorbereiteten größeren Beratungsprojekten zukommt.
Gegenüber rechts-, technik- oder wirtschaftsorientierten
Disziplinen ist die Kooperation mit Auftraggebern in wissenschaftlichen,
vor allem jedoch in künstlerischen Bereichen im allgemeinen
noch wenig ausgebaut.
Konkret auf die Hochschule bezogen muß eine Neuorientierung
von den festgestellten Mängeln der Projektdurchführung
(die einander vielfach gegenseitig bedingen) ausgehen:
da nicht einmal eine auch nur annähernd vollständige
Dokumentation über abgeschlossene, laufende und geplante
Projekte erstellt wird, kann selbst auf der Ebene bloßer
gegenseitiger Information nicht in Richtung Koordination und
Konsequenz gewirkt werden
im hochschulinternen Entscheidungsprozeß haben
externe Projekte (mit Ausnahme von Ausstellungen) und die
Beschäftigung mit der gebotenen Qualität derzeit
bestenfalls eine nebensächliche Bedeutung
eine (beratende, koordinierende) Unterstützung
seitens zentraler Stellen ist in der gegebenen Struktur nicht
verankert
infolge der unbefriedigenden rechtlichen Regelungen
und der Unklarheiten bezüglich ihrer Durchsetzung besteht
bei Auftragsarbeiten fast generell eine defensive Haltung;
die Ablieferungspflicht von Einnahmen demotiviert und begünstigt
einen Verzicht auf Kostenersatz oder ein Ausweichen auf Warenleistungen;
Meldungen von Preisgeldern oder anderen Einnahmen an die Quästur
unterbleiben vielfach, ebenso wie Vertragsabschlüsse
als Reaktion auf unakzeptierte Regelungen und auf
eine Rechtsunsicherheit hat sich offenbar eine Art "Grauzone"
externer Auftragsarbeiten herausgebildet, über die nur
rudimentäre Informationen verfügbar sind; inwieweit
bei Honoraren oder Preisgeldern eine (anteilige) Ablieferungspflicht
seitens des Lehrpersonals und der Studenten besteht, bzw.
ein bestimmter Kostenersatz für die Nutzung von Hochschuleinrichtungen
und den Verbrauch von Material zu leisten ist, ist nicht mit
entsprechender Deutlichkeit geregelt und bekannt (sozusagen
"im Zweifel" werden jedoch sicherheitshalber keine
diesbezüglichen Informationen weitergegeben)
eine strikte Formalisierung und Kontrolle dürfte
jedoch mit der Gefahr verbunden sein, daß den ineinander
fließenden Bereichen von hochschulinterner Arbeit, externen
Hochschulprojekten, privater Arbeit, Mitarbeit in Ateliers,
etc. eine initiativtötende Struktur aufgezwängt
wird; dennoch muß betont werden, daß erst ein
hinreichender Grad an Transparenz eine aktivere Projektpolitik
der Hochschule ermöglicht
der schlechte interne Informationsgrad entspricht
auch dem bezüglich externer Daten; über das weitere
Schicksal von Entwürfen, Modellen, Prototypen oder eine
allfällige Produktionsaufnahme wird kaum etwas bekannt,
auch allgemeine Markt- und Kundendaten werden nicht gesammelt
die Kooperation befriedigt oft beidseitig nicht, vor
allem mangels entsprechend eingeplanter Arbeitsschritte zwischen
Ideenfindung und Realisierungs- bzw. Produktionsreife und
wegen unüberbrückter Spannungen zwischen internem
"unorganisert-kreativ-dilettantischem" und "technisch-professionellem"
Vorgehen auf Auftraggeberseite
mangels "die gleiche Sprache sprechender Partner"
und diese Diskrepanz überwindender Beratungsfunktionen
dürfte die Hochschule für viele Auftraggeber derzeit
primär als Lieferant billiger, unverbindlicher Ideen
und PR-Möglichkeiten interessant sein
in den Fällen, wo verwertbare Gestaltungsleistungen
geliefert wurden, brachen Kooperationen oft ab, weil seitens
der Hochschule keine Rechtsberatung, keine Musterverträge,
keine koordinierende Strategie oder organisatorische Unterstützung
geboten werden konnte
als ein im Rahmen der gegebenen Bedingungen vorbildliches
Projekt wird von den Teinehmern etwa der "Saga-Pelz-Design-Wettbewerb"
(Fallstudie (7) Seite 254) bezeichnet, da er mit einer vorbereitenden
Zusammenarbeit mit Kürschnerbetrieben, einer kooperativen
Modellausführung, gute Medienarbeit und großzügigen
Preisen verbunden war; ansonsten wird die Kooperationswilligkeit
von Studenten mit der Wirtschaft oft eher untergraben, da
der Konnex zur (Serien-) Produktion nicht in geeigneter Form
hergestellt wird und sie sich oft als kostengünstige
Lieferanten von Ideen, die dann abgelegt werden, benutzt fühlen
nur in den seltensten Fällen resultieren aus
der Zusammenarbeit konkrete Arbeitsangebote für die Zeit
nach dem Diplom; als angegebene Berufsziele dominieren Selbständigkeit
und die Abwanderung ins Ausland
die Professoren und die Angehörigen des Mittelbaus
übernehmen derzeit bei externen Projekten in erster Linie
nur beaufsichtigende, beratende, vermittelnde Funktionen;
eine verantwortliche Projektleitung hat sich nur in Ansätzen
herausgebildet, da ohne Kalkulation, Projektbudgets oder konkrete
Verwertungsabsichten dafür auch keine ausreichenden Grundlagen
bestehen
längerfristige, gesondert finanzierte Entwicklungsarbeiten
mit unkonventionellen Zielsetzungen (wie sie im Rahmen einer
"Öffnung" der Hochschule charakteristisch sein
sollten) fanden in den letzten Jahren praktisch keine statt;
auch für ein Zusammenwirken von Grundlagenforschung und
angewandter Kunst zur Beeinflussung der materiellen Kultur
war kein Auftraggeberinteresse zu erwecken.
Ein Ausbau der externen Kooperation ist stark von den - zu
vermutenden - Interessensstrukturen abhängig, die sich
primär auf drei, teilweise in Konkurrenz zueinander stehenden
Arbeitsebenen manifestieren:
unmittelbare Hochschultätigkeit
externe Kooperationsprojekte mit Wirtschaftsunternehmen
und anderen Institutionen
privatwirtschaftliche Tätigkeit von Lehrpersonal
und Studenten.
Daß eine Nichtbeachtung der Probleme, die aus einem
ungesteuerten Ineinanderfließen dieser Sektoren entstehen
können, maßgeblich auf die Ausrichtung der Arbeitsweise
zurückwirkt, zeigen etwa die Entwicklungen im Krankenhauswesen.
In Universitätskliniken zum Beispiel, werden aus Steuermitteln
sehr kostenintensive Infrastruktureinrichtungen unterhalten,
die in beträchtlichem Umfang auch für die privatwirtschaftliche
Tätigkeit von Primarärzten zur Verfügung stehen.
Lehr- und Krankenhausbetrieb gehen unmittelbar ineinander
über. Es entstehen Einkommensstrukturen, die sich auch
auf die ärztliche Arbeitsweise negativ ausgewirkt haben.
Das Einkommen aus dem "öffentlichen" Bereich
(Professorengehalt) ist gegenüber dem aus dem "semi-öffentlich/privaten"
(Privatbetten) und dem rein privaten Bereich (Privatordination)
in der Regel das unerheblichste, die ihm zugrunde liegende
Funktion ermöglicht aber erst die - wirtschaftlich risikolose
- Nutzung bereitgestellter Einrichtungen. Die Problematik
eines solchen kaum abgegrenzten ineinander Übergehens
von öffentlichen und privaten Arbeitsbereichen wird -
auch aus arbeitstechnischer und motivationsmäßiger
Sicht - seit langem diskutiert und auch seine Folgen für
eine Verfestigung von Hierarchien, Strukturen und Transparenzbarrieren.
Öffnungsversuche wurden durch ein betriebswirtschaftliches
Kostenrechnungssystem, eine Loslösung aus der Kameralistik
oder durch kollektiv aufzuteilende Honorarfonds unternommen.
Ohne auf einer neuen Ebene die in Wien oft hergestellte Nähe
von Krankheit, Tod und Kunst überstrapazieren zu wollen,
ist doch bei solchen Strukturfragen auf manche Parallelen
zu verweisen, auch wenn es an Kunsthochschulen derzeit nicht
um vergleichbare finanzielle Größenordnungen geht.
Die Frage ist in diesem Zusammenhang, in welcher Form und
zu welchen Bedingungen öffentliche Einrichtungen von
jenen, die permanent oder temporär über sie verfügen
können, auch zur Erzielung privater Zusatzeinkünfte
benutzt werden dürfen und ob bzw. welche Abgeltung sie
dafür an wen zu entrichten haben.
Eine restriktive Politik wird - wie bereits betont - Initiativen
eher lähmen. Andererseits sind für eine offensivere
externe Kooperation ein entsprechendes Maß an Transparenz
und taugliche finanzielle Regelungen zwingend notwendig. Es
müssen ja im Hinblick auf eine Neuorientierung auch aufwendige,
und bei geeigneter wirtschaftlicher Verwertung dann sehr lukrative
Vorhaben als Möglichkeit einbezogen werden. Indem in
einer Kunsthochschule ein beträchtlicher Teil des Lehrpersonals,
aber auch Studenten, in einem beachtlichen Umfang auch einer
privatwirtschaflichen Tätigkeit nachgehen (als Künstler,
Architekten, Designer, Modeschöpfer, Grafiker, Bühnenbildner
etc, oder durch die Mitarbeit in Ateliers oder bei kommerziellen
Projekten) besteht für externe Projekte der Hochschule
selbst eine Konkurrenzsituation, auf die eingegangen werden
muß, wenn tragfähige neue Lösungen zur Debatte
stehen. Wer über ein privates Büro oder Atelier
verfügt, wird u. U. nur bedingt ein Interesse an einer
Mitarbeit bei Auftragsarbeiten der Hochschule aufbringen,
soferne nicht die Zusatzbezahlung und die Aufgabenstellung
selbst tatsächlich interessant sind. Bei reinen "Studentenprojekten"
wird diese Problematik nur insofern zum Tragen kommen, als
die finanziellen Anreize (vor allem die Wettbewerbs-Preise)
annähernd realen Marktrelationen entsprechen, damit ein
Gefühl des Ausgenütztwerdens vermieden wird. Für
einen Ausbau des Sektors "Auftragsarbeiten" ist
es allerdings auch notwendig, Hochschulleistungen vom Odium
bloßer "Studentenarbeit" zu befreien und Leistungen
in "gemischten Teams" (Studenten, Mittelbau, Professoren
und ggf. zusätzliche Experten) zu erstellen. Im Hinblick
darauf müssen die Fragen, was durch Hochschulangehörige
kostenlos zu leisten ist und wann Zusatzhonorierungen angebracht
sind, in geeigneter Form beantwortet werden. Dabei ist eine
faire Leistungsbezogenheit anzustreben. Eine ungerechtfertigte
Hierarchisierung kann viele Motivationen zerstören, wie
etwa im Fall lukrativer Professoren-Gutachten, zu denen -
wie es immer wieder vorkommt - Assistenten oder Studenten
maßgeblich beitragen, aber infolge ihrer Abhängigkeit
oft mit einem unverhältnismäßig geringen Honoraranteil
zufrieden sein müssen.
Voraussetzung für ein qualifiziertes "Projektmanagement"
ist demnach die Abgrenzung
kostenloser Leistungen und
kostendeckender bzw. gewinnbringender Auftragsarbeiten.
Leitlinie ist im ersten Bereich die Wahrnehmung der Ausbildungsfunktion
und die direkte Nutzung der staatlicherseits zur Verfügung
gestellten Ressourcen für gesellschaftlich wichtige Aktivitäten.
Dazu können auch kostenlose Gestaltungsleistungen für
bestimmte Institutionen gezählt werden oder eben die
ausbildungsbezogene Kooperation (z. B. Restaurierung zur Verfügung
gestellter Objekte).
Im zweiten Bereich tritt die Hochschule im Prinzip als gewöhnlicher
Marktteilnehmer auf und die Konsequenzen einer solchen Eingliederung
sind in differenzierter Weise in die weiteren Planungen einzubeziehen.
Bedingung einer "Konkurrenzfähigkeit" und
eines attraktiven Angebotes ist ein entsprechender Standard
der Projektorganisation. Auftraggebern muß eine funktionsfähige
Kommunikations- und Arbeitsstruktur geboten werden, über
die der vielfach unzugänglich wirkende Apparat einer
Hochschule für "professionelle" Kooperationen
zugänglich wird.
Der Gefahr einer "Kommerzialisierung" - die bei
Auftragsarbeiten im Bereich von Kunst und Wissenschaft zweifellos
gegeben ist, und sei es in Form einer "stillschweigenden",
ungewollten Schwerpunktverlagerung - ist durch eine klare
Abgrenzung fremdfinanzierter Projekte und eine konsequente
interne Qualitäts- und Ergebnisdiskussion zu begegnen.
Eine Aufwertung und ein Ausbau von externen Kooperationen
bedingen die Vorsorge für das Halten eines bestimmten
Qualitätsstandards; als dominanter Anbieter von Gestaltungsleistungen
kann die Hochschule leicht ihren Ruf beeinträchtigen,
wenn deren Niveau unterschritten wird. Deswegen müssen
auch und gerade von ihrer Seite Ansprüche gestellt werden,
die über "Studentenprojekte" und ein unverbindliches
Abliefern von Entwürfen hinausgehen.
Für das Selbstverständnis und das Auftreten nach
außen ist es wichtig, periodisch über das "Stärken-
und Schwächen-Profil" der (potentiellen) Hochschulleistungen
Klarheit zu erhalten.
Als besondere Stärken sind derzeit im Vergleich zu anderen
Anbietern (Werbeagenturen, Design-Büros, Mode-Betrieben,
Gebrauchsgrafikern, Architekturbüros, etc.) vor allem
die folgenden zu sehen:
die breite Auffächerung von vertretenen Fachdisziplinen
der hohe Standard beim Lehrpersonal und die Verfügbarkeit
internationaler Spitzenleute (als Ideengeber, Aufsichtsorgane
oder auch für eine teilamtliche Projektmitarbeit)
das Potential an Studenten, die vielfach zu einer engagierten
Mitarbeit aktivierbar sind
die Möglichkeit zu interdisziplinären Projekten
die umfangreiche technische Ausstattung (Herstellung
von Prototypen und Modellen in verschiedensten Materialien;
Drucktechniken, etc.)
die durch Abschirmung von Marktmechanismen und Kostendruck
begünstigte Freiheit zur Innovation und zum Experiment
die durch Budgetbereitstellung und Ausbildungsauftrag
ungebundenere Kalkulationsmöglichkeit
der öffentlichkeitswirksame Status der Hochschule
(Medienarbeit, PR).
Aus der Sicht einer professionellen Projektabwicklung dominieren
derzeit vor allem folgende Schwächen:
Projektorganisation, Projektmanagement
Kundenkontakte, Kundenbetreuung, Marketing-Funktionen
geringer Bekanntheitsgrad des Leistungspotentials,
qualitätsbeeinträchtigende "Zufälligkeiten"
bei der Leistungserstellung
Rechtsunsicherheit und fehlende Rechtsberatung (Urheber-
und Verwertungsrechte, Lizenzen, Musterverträge; Ansprüche
der Hochschule, des Lehrpersonals, der Studenten, Steuerfragen,
etc.)
Kalkulation und Preisgestaltung (Verrechnungssätze,
Anteile von Hochschule, Lehrpersonal, Studenten; Kostenersatz
für Einrichtungsnutzung, für Material; Preispolitik,
Informationen über Marktpreise; Offertstellung, etc.)
produktionsgerechte Entwürfe, fertigungsreife
Umsetzung von Ideen (Technologiekenntnisse, Materialkunde,
Produktionstechniken, rationelle Herstellung, etc.)
nur sporadische Beteiligung an internationalen Projekten
Präsentation, insbes. inhaltliche, "ideologische"
Interpretation von Produktvorschlägen
Grundlagenforschung, interdisziplinäre Zusammenarbeit,
längerfristige Strategien für eine Umsetzung von
Gestaltungsleistungen
unkonventionelle Aufgabenstellungen.
In diesem Zusammenhang wurde der Projektablauf einer Auftragsarbeit
des Institutes für Allgemeine Elektrotechnik und Elektronik
(Prof. Paschke) an der Technischen Universität Wien erhoben,
das von der Kundenseite als positives Beispiel bezeichnet
wird und in dem eine Reihe hier aufgestellter Forderungen
bereits erfüllt sind. Die Initiative ging vom Institut
selbst aus, nach Vorabklärung der Aufgabenstellung erstellte
es ein Offert mit Zeit- und Kostenplan, der "Forschungsförderungsfonds"
übernahm eine Teilfinanzierung (ca. 30%). Es gab einen
verantwortlichen, teilamtlichen Projektleiter und zwei vollamtliche
Sachbearbeiter (Mittelbau), die Personal- und Sachkosten wurden
präzise ausgewiesen (Stundennachweise, Materialbelege),
mit der Hochschule existiert ein präziser Vertrag (inkl.
Geheimhaltung, Patentrechte, Optionen). Es wurde in gesondert
abgerechneten und beurteilten Phasen gearbeitet (1979-83),
als Ergebnisse liegen grundlegende Patente und Prototypen
vor. Das Gesamthonorar betrug rund 2 Millionen Schilling.
Die im Prinzip erfüllte Firmenerwartung lag in der Nutzung
der Hochschule zur Innovationserarbeitung ("junge, frisch
ausgebildete, ideenreiche, aktivitätshungrige Leute")
und zwar zu einem vergleichsweise günstigen Preis ("da
wir ja alle die Hochschulen aus Steuergeldern mittragen").
Problem ist aber auch hier die Überführung der geleisteten
Arbeit ("Grundsätzlich Studien über das elektronische
Vorschaltgerät für Leuchtstofflampen" im Auftrag
der Zumtobel AG, Dornbirn) in die industrielle Produktion,
die fast durchwegs durch firmeninterne Zusatzarbeiten erfolgen
muß. Eine stärkere Inanspruchnahme von Hochschulleistungen
und besonders eine direktere Unterstützung für Klein-
und Mittelbetriebe würde neue - betont praxis- und produktionsorientierte
- Kooperationsformen erfordern.
Hier setzt offenbar, unter anderen, die im Juli 1984 als
Servicestelle für den Technologietransfer von den Universitäten
zur Wirtschaft gegründete "lnnovationsagentur"
an, auf die noch eingegangen wird. Signifikant an derartigen
Bestrebungen (zu denen auch Innovations- und Gründerzentren,
Transferstellen, Finanzierungsgesellschaften, Förderungseinrichtungen
oder diverse Fonds zu zählen sind) ist jedenfalls, daß
strukturellen Schwachstellen und unzureichend ausgebauten
Leistungsbeziehungen mittels Neugründungen begegnet werden
soll. Gestalterisch-kulturelle Dienstleistungen haben dabei
bislang keinen nennenswerten Stellenwert.
Daß gerade diese einen wichtigen Ansatzpunkt für
grundlegend innovative Entwicklungen bieten müßten
- unter Intensivierung der Beschäftigung mit der künftigen
Produktkultur, mit den strukturellen, ökonomisch-politischen
Abhängigkeiten, mit Fragen der Kommunikationsverflechtung,
der Arbeitswelt, der Technologienutzung, der Ökologie,
der Energieverwertung, also mit gegen die längst erkennbaren
Krisenerscheinungen gerichteten Strategien - ist ein Hauptauslöser
für das Vorhaben einer "Neuorientierung" der
Hochschule für angewandte Kunst.
Wie unausgebaut die Kommunikationsbeziehungen vieler Hochschulen
mit anderen Arbeitsbereichen sind, zeigt sich etwa auch darin,
daß es nur in einigen wenigen Sparten zur Erstellung
entgeltlicher Leistungen kommt oder daß die Beeinflussung
von Entwicklungen so oft privatwirtschaftlich tätigen,
individuellen "Praktikern" überlassen wird
(z.B. Systementwicklung auf dem Gesundheitssektor, Bauwesen)
und von Hochschulseite nur punktuell Impulse kommen. Vielfach
dürften die Intentionen zu heterogen sein, als daß
sie zu einem kompakten Auftreten in der theoretischen Diskussion
und bei der Entwicklung von konkreten Vorschlägen führen
könnten. In dieser Situation spiegelt sich jedoch auch
wider, wie mit einem kritischen Potential umgegangen wird
und welche Strukturen es vorfindet.
Welche unausgeschöpften Möglichkeiten es auch jenseits
einer direkten "Vermarktung" gibt, läßt
sich unter anderem an der bloß vereinzelten Mitwirkung
universitärer Stellen an der praktischen Entwicklungshilfe
belegen. Dort stellt sich eine Vielzahl politischer, theoretischer
und praktischer Gestaltungsfragen, zu denen die Hochschulen
manchmal über Spezialisten, jedoch nur selten über
ganze Projektteams Beiträge leisten. Beim (vom Verfasser
initiierten) Bau eines Ambulanzgebäudes aus Lehm in einem
afghanischen Flüchtlingslager in Pakistan, den Studenten
der Technischen Universität Graz (Institut für Gebäudelehre,
Prof. Günther Domenig) vorgeplant und koordiniert haben,
wurde deutlich, daß auf solche Weise ohne großen
Aufwand (Gesamtbudget rund 250.000 öS.) vielbeachtete
Leistungen erbracht werden können. Es zeigte sich aber
auch, wie leicht es im Rahmen derzeitiger Organisationsformen
fällt, eine bereichsübergreifende Kooperation abzublocken
und Informationen unzugänglich zu halten. Ohne eine adäquate
strukturelle Eingliederung solcher Projekte bleiben sie isolierte
Sondervorhaben, die einen beträchtlichen Aufwand an Zeit
und Engagement erfordern (vgl. dazu die Berichte in UMRISS,
Wien, Nr. 2/83 und Nr. 1+2/84).
Bezüglich der Preisgestaltung existiert die Erwartung
der Auftraggeberseite, von Hochschulen vergleichsweise niedrige
Kosten und Honorare verrechnet zu bekommen. Andererseits müßte
bei echten Auftragsarbeiten die Honorierung von Lehrpersonal
und Studenten in der Regel etwa den Marktgegebenheiten entsprechen,
um anziehend zu wirken und um den Markt vergleichbarer Leistungen
nicht durch irreguläre Dumpingpreise in destruktiver
Weise zu stören. Darüber hinaus ist das Niveau der
Honorare auch ein Faktor für das Selbstbewußtsein
und die Wertschätzung. Dem simplen Konsum-Motto "Was
wenig kostet, ist wenig wert", muß auf differenzierte
Weise begegnet werden. Seitens der Hochschule sollte dafür
vorgesorgt sein, daß zumindest die entstehenden direkten
Zusatzkosten und anteilige Fixkosten abgedeckt werden. Hochschuleigenes
Personal kann voll- oder teilamtlich an Projekte abgestellt
werden, Honorare sollten in einer dem Einzelfall entsprechenden
Relation zwischen den Einzelpersonen und der Hochschule (die
ja für Basisgehälter, Einrichtungen und Auftragsdurchführung
sorgt) aufgeteilt werden. Als Basis für eine zu erarbeitende
Kalkulationsstruktur wurden erste Preisbeispiele gesammelt.
Aus diesen Preisbeispielen wird eine eher zufällig wirkende
Preisbildung der Hochschule erkennbar. In Einzelfällen
entspricht sie durchaus dem Marktniveau, im aIlgemeinen sind
jedoch nur bedingt Korrelationen festzustellen. Da die Preise
hochschulintern vielfach im Rahmen von Wettbewerben erzielt
werden, die wegen Aufwand, Teilnehmerrisiko und breiterem
Angebot für den Auftraggeber generell höher dotiert
sind (oder sein sollten), müßten diesbezügliche
Abweichungen getrennt in weiterführende Überlegungen
und Kalkulationen einbezogen werden. Jedenfalls bildet die
Preispolitik (und eine Trennung in kostenlose und entgeltliche
Leistungen) ein wichtiges Instrumentarium für die Projekt-Politik,
sei es durch bewußte Integration in kommerzielle Mechanismen,
sei es durch bewußte Abgrenzung von ihnen.
Damit sich ein "verdichtetes" Leistungsangebot
der Hochschule entwickeln kann, sind über isolierte Gestaltungsaufgaben
hinausgehende Projekte anzustreben (firmen- und branchenübergreifende
Programme, mehrere Disziplinen umfassende Gestaltungs- und
Forschungsvorhaben, konkrete Betriebsberatung, etc.). Damit
könnte der vom verfügbaren Potential her bestehende
"Konkurrenzvorteil" gegenüber privaten Ateliers
oder Firmen oder bloßen Informationsstellen (wie Design-Institut
oder Modesekretariat) ausgebaut werden. Überdies ist
es naheliegend, daß primär die eigenen Stärken
eingesetzt und entwickelt werden.
Das Leistungsangebot sollte sich daher auf zwei Ebenen konzentrieren:
Gestaltungsleistungen (i.w.S.) im Rahmen entsprechend
organisierter und unterstützter Projekte
die theoretische Untermauerung solcher Leistungen und
eine weit gefaßte gesellschaftspolitische Arbeit ("Ideologie-Funktionen",
Produktionsweise, Alltagskultur, Gestaltungsmechanismen, etc.).
Würde sich die Hochschule bloß auf die erste Ebene
beschränken, dann bliebe sie innerhalb der Grenzen eines
auf Ausbildung und vermarktbare Gestaltungsleistungen ausgerichteten
"Mischbetriebes". Erst über die Erschließung
und Umsetzung wissenschaftlich-künstlerischer Erkenntnisse
und über die Offenlegung von Wirkungszusammenhängen
kann sie tatsächlich eine Plattform werden, von der aus
gesellschaftliche Entwicklungen mitgestaltet werden.
Dafür ist die Absicherung einer strukturell gestärkten
Selbständigkeit genauso wichtig, wie die Art der Vernetzung
und die Kommunikationsbeziehungen mit anderen Institutionen.
Als große Gruppen potentieller Kooperationspartner
lassen sich vorerst die folgenden abgrenzen:
Bundesstellen: Bundesministerien, Bundesmuseen, Bundestheater,
bundeseigene Unternehmen
Andere öffentliche Stellen: Gemeinde Wien und
ihre Einrichtungen und Betriebe, öffentliche Stellen
in den Bundesländern, Bundeswirtschafts- und Arbeiterkammer,
ÖGB
Beratungsdienste, Wirtschaftsförderung: Banken,
WIFI, Arbeitsmarktförderung, Regionalförderung,
Unterstützungsfonds, Innovationsagentur, Konsumentenschutz,
Design-Institut, Mode-Sekretariat, Betriebsberatungsunternehrnen,
etc .
Wirtschaft: nach Branchen, Produktgruppen, Gestaltungsorientierung
Entwicklungshilfe: Außenministerium, Institut
für internationale Zusammenarbeit (IIZ), Österr.
Enwicklungsdienst (ÖED), Caritas, Volkshilfe
Ausbildungsstätten: Universitäten, Kunsthochschulen,
AHS, Fachschulen, Kursveranstalter, Managementseminare
Spezielle internationale Kontakte: Hochschulen, Institutionen,
Forschungseinrichtungen, Museen
Sonder-Kooperationen: Museum für angewandte Kunst
Externe Mitarbeiter: Experten, Wissenschaftler, Berater,
Absolventen
Medien
Auch aus dieser Auffächerung wird erkennbar, daß
interne Organisationsänderungen notwendig sind, wenn
die Außenbeziehungen aktiver ausgebaut und genutzt werden
sollen. Es waren meist Strukturfragen, an denen in den letzten
Jahrzehnten bestehende Modelle scheiterten oder rasch ihre
ursprüngliche Wirksamkeit verloren. So hatten sich die
"Wiener Werkstätten" zu sehr auf "Kunst"
und "Kunsthandwerk", aber kaum auf die Massenproduktion
konzentriert. Das "Bauhaus" hingegen orientierte
sich zwar auf eine Serienfertigung, beschränkte sich
jedoch selbst auf die Erzeugung von Prototypen und überließ
Produktion und Vermarktung hauptsächlich der Eigeninitiative
seiner Mitglieder. Die "Hochschule für Gestaltung"
in Ulm verlor ihre noch vor zwanzig Jahren bedeutende Funktion
offensichtlich infolge interner Bürokratisierungs- und
Kooperationsprobleme.
Die Reaktivierung des Gedankens einer homogenen "Gestaltungsschule"
ist auch heute - angesichts der sich jeder (künstlichen)
"Geschlossenheit" entgegenstellenden gesellschaftlichen
Realität - nicht a priori ein anzustrebendes Modell.
Vorgelagert sind Fragen nach der Aktivierung und Nutzbarmachung
vorhandener Kräfte unter gleichzeitiger Schaffung von
Freiräumen für oppositionelle, kritische Haltungen.
Zur Konkretisierung organisatorischer Überlegungen für
einen Ausbau der externen Kooperation ist es sinnvoll, die
Einzelaufgaben und den Informationsbedarf für ein aktives
Projektmanagement zu präzisieren, noch unabhängig
davon, was davon zentralen oder dezentralen Stellen zuzuordnen
ist:
Unterstützung der einzelnen Bereiche durch beratende
(nicht mitentscheidende) Dienstleistungen bei der Auftragsakquisition,
bei der Organisation und Durchführung von Projekten (Projektplanung,
Kalkulation, Offerte, Berichtswesen)
Ausarbeitung von Entscheidungsunterlagen für generelle
Richtlinien und das Projektinformationswesen (Zeitaufschreibungen
oder -schätzungen eingesetzter Mitarbeiter, anzuwendende
Verrechnungssätze, Sachkostenerfassung, Belastung mit
anteiligen Gemeinkosten, Vor- und Nachkalkulation auf Grund
dieser Daten, Terminpläne, Zwischen- und Endberichte,
Form der Ergebnisdarstellung, Budgetplanung und -kontrolle
pro Bereich, zusammenfassende Projektberichte)
Erstellung periodischer (z. B. quartals- oder semesterweiser)
Projektplanungs- und Statusberichte für die gesamte Hochschule
Ausarbeitung von Entscheidungsunterlagen für die
genehmigenden Instanzen
Herstellung von Erstkontakten, Kundenbetreuung (bzw.
Impulse dazu)
Mitwirkung an der Präsentation des Leistungspotentials
der Hochschule
Sammlung und Aufbereitung von Markt- und Produktinformationen,
über Gestaltungsleistungen und potentielle Kunden
Führung bzw. Koordination von Projekt- und Kundenkarteien
beratende Mitwirkung bei Verhandlungen mit externen
Auftraggebern
Organisation der Kontakte zu Beratungsinstanzen (Recht,
Technik, Fachsparten, Wirtschaftsförderung, Regional-
und Branchenförderung, Konsumentenschutz)
Durchführung bzw. Organisation einer internen
Rechtsberatung (Musterverträge, Urheberrecht, Verwertungsrechte,
Musterschutz, Patentrecht, Lizenzen, Steuerfragen)
Wahrnehmung der Hochschulinteressen bei der externen
Verwertung von Leistungen (in beratender Funktion für
die Entscheidungsinstanzen)
Management von Zusatzfinanzierungen für Auftrags-
und Forschungsarbeiten (Fonds, Subventionen, Banken)
Impulse für interdisziplinäre Projekte und
für die Kooperation mit anderen Hochschulen oder Einrichtungen
Internationale Kooperationen
Mitwirkung an der Präsentation von Auftragsarbeiten
Durchführung von Organisations- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen
Beratung in Fragen der technischen Ausstattung der
Hochschule
Internes "Know-How"-Management durch Sammlung
von Informationen über verfügbare Qualifikationen,
Fähigkeiten und Interessen zur Unterstützung einer
bereichsübergreifenden Projektkooperation
Pflege von Kontakten zu Experten und Absolventen zwecks
ihrer allfälligen Einbeziehung in Hochschulprojekte
beratende Mitwirkung an der Organisation von Ausbildungsmodellen
und Projektstudien
Beratung und Fortbildungsaktivitäten auf dem Gebiet
des Projektmanagements und der Projektorganisation
Beratung und Impulse für Fortbildungsaktivitäten
und neue Lehrangebote auf dem Gebiet der Produkttechnologie,
der Materialkunde, der Fertigungstechnik, der Zusammenarbeit
mit Wirtschaftsunternehmen
Mitwirkung bzw. Organisation einer konkreten - über
Gestaltungsfragen hinausgehenden - Betriebsberatung
Ausarbeitung von Entscheidungsunterlagen, Varianten
und Ideen für eine schwerpunktmäßige Projektplanung
Initiativen zu in Projekte integrierten oder zu flankierenden
Forschungsarbeiten , Impulse für hochschulinterne Grundlagenforschung.
Dieser Aufgabenkatalog orientiert sich an Optimalerfordernissen
einer "Projektorientierten Organisation", die nicht
alle zwingend auf einer Kunsthochschule Anwendung finden müssen.
Er zeigt jedoch deutlich, daß dieses Aktivitätsspektrum
derzeit nicht oder nur sehr unzureichend vertreten ist und
erst die Schaffung zentraler Funktionen eine notwendige Unterstützung
des weiterhin dezentral durchzuführenden Managements
von Einzelprojekten sicherstellen wird.
Als institutionelle Verankerung bieten sich als Lösungen
an:
eine hochschulexterne Einrichtung (eine Ges.m.b.H.
oder ein Verein)
eine gemischte hochschulexterne und hochschulinterne
Konzeption
eine rein hochschulinterne Lösung (neue Funktionen).
Eine hochschulexterne Einrichtung würde den Tendenzen
zu Neugründungen folgen, über die Schwächen
bestehender Organisationen ausgeglichen werden sollen. Sie
wäre zügig realisierbar und als eigener Wirtschaftskörper
von einengenden Verwaltungsregeln unabhängig und durch
geeignete Verträge und Satzungen in den hochschulinternen
Entscheidungsprozeß integrierbar. Als Rechtsform käme
primär eine Ges.m.b.H. in Frage, auch ein Verein ist
denkbar. Als Aufgabenschwerpunkt müßten die kommerziellen
Interessen der Hochschule bei externen Projekten vertreten
werden. Dem Leiter dieser Gesellschaft käme eine managementmäßige
Vermittlerrolle zwischen Auftraggebern und den durchführenden
hochschulinternen Teams zu. Die Kompetenzen würden sich
auf die Akquisition, auf die Vertragsgestaltung und auf Beratungsdienste
konzentrieren. Ohne eine Projektorientierung der Hochschulorganisation
selbst, würde jedoch einerseits die Initiative an eine
derartige Gesellschaft abgegeben werden, andererseits deren
Einfluß auf die Inhalte von Projektarbeiten begrenzt
und stark von der kommerziellen Attraktivität einzelner
Vorhaben abhängig bleiben.
Erlangt die Projektorientierung generelle Gültigkeit,
dann fallen die Argumente für eine weitgehende Auslagerung
der Auftragsarbeiten fast gänzlich weg. Wenn nämlich
die Hochschulorganisation als solche die einzelnen Arbeitsbereiche
in die Lage versetzt, kontinuierlich in Form interner und
externer, unentgeltlicher und honorierter, kommerzieller und
nicht kommerzieller Projekte zu arbeiten, ist es auch naheliegend,
entsprechende Unterstützungsfunktionen in erster Linie
intern anzuordnen.
Eine hochschulinterne Einrichtung ("Projektagentur")
wird integriert tätig. Formelle Regelungen können
durch eine informelle Wirksamkeit erweitert werden. Es muß
sich nicht eine ausgelagerte Instanz um eine entsprechende
Mitwirkung bemühen, ohne daß sie die Kompetenzen
für eine finanzielle und inhaltliche Ergebnisverantwortung
hat. Bei einer unmittelbaren Einbindung in die hochschulinternen
Entscheidungshierarchien ist die auf die Förderung von
Auftragsarbeiten ausgerichtete Instanz und die Projektplanung
direkter Teil der Hochschulpolitik. Intentionen und Interessen
stehen einander nicht bloß im Umgang mit einer externen
Gesellschaft, sondern im kontinuierlichen Entscheidungsprozeß
gegenüber. Eine in die internen Hierarchien eingegliederte
Unterstützungsinstanz kann mit hoher Wahrscheinlichkeit
ein breiteres Repertoire an Impulsen und Maßnahmen einsetzen.
Im Rahmen einer umfänglichen internen Projektplanung
läßt sich eine simple "Kommerzialisierung"
konsequenter abgrenzen und beurteilen, als durch eine externe
Instanz, die selbst primär an Erlösen interessiert
sein muß. Diese wäre zwar für die Vermarktung
und Nutzung von bestimmten Hochschulleistungen verantwortlich
und für eine entsprechende Honorierung, für die
Beschaffung von Zusatzfinanzierungen und für ein zumindest
ausgeglichenes (primär aus Eigenumsätzen gesichertes)
Budget, hätte aber andererseits nur unter Einschaltung
der internen Hierarchien formelle Mitwirkungsmöglichkeiten.
Wenn vorausgesetzt wird, daß nach einer über Zusatzmittel
finanzierten Anlaufzeit sich eine Verwertungsorganisation
wirtschaftlich selbst zu tragen hat und möglichst auch
Reserven bilden sollte (sie also einem realen Erfolgsdruck
ausgesetzt ist), dann müßte ihr auch jener Kompetenzumfang
zugeordnet werden, der ihr das Erreichen dieser Ziele ermöglicht.
Andernfalls ist sie ihrerseits bloß eine bürokratische
Sonderorganisation. Gegenüber den informellen Aspekten,
wie einem Beharren auf einer kraß ausgelegten Bereichsautonomie
oder einem beanspruchten hierarchischen Gefälle zwischen
Professorenebene und Vertretern einer externen Gesellschaft
ist eine externe Instanz stärker in der Defensive, als
eine interne. Durch eine generell bindende Abwicklung finanziell
dotierter externer Projekte über eine eigene Gesellschaft
und deren personelle Einbindung (z. B. über in Personalunion
besetzte Funktionen) könnte allerdings den skizzierten
Nachteilen einiges an Gewicht genommen werden. Wenn es zu
einer grundlegenden internen Organisationsreform gemäß
der in Abschnitt 1 entwickelten Konzeption kommt, dann sollte
der faktische Schwerpunkt einer Projektbetreuung auch innerhalb
der Hochschule liegen und eine - ggf. in Ergänzung dazu
einzurichtende - Gesellschaft primär als nützliches
Instrument eingestuft werden.
Bei der seit Juli 1984 bestehenden "lnnovationsagentur
Ges. in. b . H.", die von Bund, Bundeswirtschafts-, Arbeiter-
und Landwirtschaftskammer, sowie vom ÖGB getragen wird,
ist die Zielrichtung insofern eine andere, als der Technologietransfer
zwischen den verschiedenen Universitäten und der Wirtschaft
gefördert werden soll, im Fall der Hochschule für
angewandte Kunst jedoch deren eigene Leistungen auszubauen
sind und für sie eine eigenständige, projektorientierte
Arbeitsweise ergebniswirksamer ist, als dies über die
isolierte Einrichtung einer Verwertungsgesellschaft erzielt
werden kann.
Es wird daher die Schaffung einer internen "Projektagentur"
vorgeschlagen, die gegebenenfaIls aus reinen Praktikabilitätsgründen
auch über eine externe Durchführungsgesellschaft
verfügt.
Der Leiter der "Projektagentur" sollte (ggf. nur
kooptiertes) Mitglied des "Direktoriums" sein, damit
er entsprechend in den Entscheidungsprozeß eingebunden
ist und der Projektbetreuung ein aufgabengemäßer
Stellenwert zukommt. Er müßte über einen kleinen
Stab von Mitarbeitern und das Instrumentarium zu einer professionellen
Projektsteuerung verfügen.
Angesichts des Potentials, das in einem Ausbau der externen
Kooperation liegt - Ausbildungsintensivierung, Stärkung
künstlerischer Positionen, Praxisnähe, Forschungsarbeiten,
Gestaltungsleistungen für die Wirtschaft, Erwirtschaftung
zusätzlicher Finanzmittel, funktionelle und finanzielle
Absicherung der Autonomie, etc. - müßten sich die
Aufwendungen für eine "Projektagentur" in überschaubarer
Frist amortisieren. In den letzten Jahren wurde über
laufende Routine-Projekte maximal ein Umsatz von 250.000 S.
jährlich erzielt (inkl. der an Studenten ausgeschütteten
Preise); bei einer konsequenten Kooperationspolitik erscheint
mittelfristig ein Jahresumsatz von mehreren Millionen Schilling
durchaus als realistisch. Bei entsprechender Ausstattung und
struktureller Integration könnte ein noch wesentlich
höheres Umsatzvolumen angepeilt werden. Kadrnoska (Projektteil
II, Abschnitt 3.5) zeigt allein für die gestaltungsorientierten
Branchen "Kunststoffe", "Möbel" und
"Textil" ein durch Kunsthochschulen erschließbares
Auftragspotential von 42 bis 125 Millionen Schilling pro Jahr
auf (0,1 bis 0,3% des Produktionswertes; Basis 1982). Für
die neue Innovationsagentur werden derzeit beispielsweise
jährlich rund 10 Mio. S. budgetiert (6,5 Mio. S. Personalkosten,
3,5 Mio. S. Sachkosten). Bei von einer einzelnen Hochschule
ausgehenden, neu formierten Aktivitäten müßte
sich von einem kleinen Team zügig eine deutliche Ausweitung
der externen Kooperation realisieren lassen, ohne daß
dies kostenmäßig mit einem besonderen Risiko verbunden
ist. Die Untersuchungen im Projektteil II (Abschnitt 3) weisen
bereits als gegenwärtigen Stand, also vor einem Einsetzen
einer speziellen Hochschulstrategie, ein beachtliches Nachfragepotential
aus ("rund 80% der Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet
haben, sind grundsätzlich zu einer wirtschaftlichen Kooperation
mit Kunsthochschulen bereit", obgleich mehr als der Hälfte
der befragten Betriebe diese Möglichkeit bislang gar
nicht bekannt war).
Zusammenfassend ist daher festzustellen:
ein Ausbau der externen Kooperation kann nicht isoliert
von den Entwicklungserfordernissen der Gesamtorganisation
der Hochschule gesehen werden
mit der bloßen Neugründung einer "Verwertungs
Ges.m.b.H." würden zwar Impulse erzeugt, aber keine
gründliche Aktivierung ausgelöst
externe Kooperationsvorhaben sind Spezialfälle
hochschulinterner Arbeitsweisen; im Rahmen einer neugestalteten
"Projektorientierten Organisation" werden sie in
den Entscheidungsprozeß voll integriert und von verschiedenen
Funktionsbereichen ("Zentrale Dienste", "Studio-Bereich")
unterstützt
durch die Einrichtung einer hochschulinternen "Projektagentur",
die in die Leitungsinstanz (Direktorium) eingegliedert ist
und ggf. aus Praktikabilitätsgründen über eine
Projektabwicklungsgesellschaft verfügt, kann den Auftragsarbeiten
die darüber hinaus notwendige, strukturell entsprechend
stark verankerte, zentrale Unterstützung zukommen
das Konzept für die "Neuorientierung"
- neues Leitungsmodell, VerseIbständigung, Ausbildungsreform,
"Öffnung" durch Aktivierung der externen Kooperation,
generell projektorientierte Organisation - ist als strukturell
zusammenhängender Orientierungsrahmen für eine umfassende
Weiterentwicklung zu sehen, die auf eine deutlich erhöhte
gesellschaftliche Wirksamkeit der die Hochschule repräsentierenden
Kräfte ausgerichtet ist.
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©
Christian Reder 1985/2003 |
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